Deshalb habe ich meine Meinung geändert zu Antisemitismus und Anti-Israelismus
Joshua Muravchik, 9.12.2015, Mosaic Magazine
Ich hatte einmal gedacht, dass es möglich ist, die weltweite Wendung gegen Israel ohne Hinweis auf Antisemitismus anzugehen. Nicht mehr.
Die sieben Wochen des Krieges zwischen Israel und der Hamas im Sommer 2014 verursachten den grössten Ausfluss an rohem Antisemitismus seit dem Ende des Nationalsozialismus. Ironischerweise trat relativ wenig davon, oder zumindest weniger als üblich, in der arabischen Welt auf: Kairo, Damaskus, Beirut und Bagdad waren ruhiger als während alle früherer Kriege zwischen Israel und seinen Nachbarn. Aber in Europa und da und dort in Lateinamerika, Afrika und sogar in den USA und Kanada folgte Zwischenfall auf Zwischenfall von bösartiger Judenhetze und gelegentliche Gewalttätigkeit.
Durch einen seltsamen Zufall kam mein Buch Making David Into Goliath: How the World Turned Against Israel genau an dem Tag heraus, als die israelischen Streitkräfte als Reaktion auf eine Welle von Raketenangriffen der Hamas in Gaza einrückten. In dem Buch schrieb ich viel über Antizionismus und Antiisraelismus, aber wenig über Antisemitismus, ein Punkt, an dem ich immer wieder herausgefordert wurde, wenn ich vor jüdischem Publikum sprach. In Anbetracht dessen, dass die weltweit aktuelle Feindseligkeit gegenüber Israel offensichtlich missbräuchlich ist, gehen viele davon aus, dass seine Quelle im weltweit ältesten Hass liegen muss. Warum also habe ich das vernachlässigt?
Der Hauptgrund ist, dass ich darauf abzielte, Veränderungen zu erklären. Keine andere als die israelische Nation hat jemals so eine dramatische Umkehr erlebt in der Art, wie sie wahrgenommen und von der übrigen Welt behandelt wird. Am Vorabend des Sechstagekrieg zeigten Umfragen die französische und britische Öffentlichkeit Israel gegenüber den Arabern zu begünstigen durch nahezu einstimmige Verhältnisse (28 zu 1). In den letzten Jahren hingegen haben die gleichen Öffentlichkeiten intensive Feindseligkeit gegenüber Israel registriert. Doch sicherlich war die Welt im Jahr 1967 nicht frei von Antisemitismus. Wenn „Israel“ ein Stellvertreter ist für das eigentliche Ziel – Juden – wäre das dann nicht schon im Jahr 1967 manifest gewesen?
Statt auf Antisemitismus konzentrierte sich mein Buch deshalb auf die konkreten historischen und politischen Kräfte, die helfen könnten, diese Wende gegen Israel zu erklären. Erstens die Besatzung: Der Krieg von 1967 hinterliess Israel die Kontrolle über Gebiete, die von ein paar Millionen palästinensischen Arabern bewohnt waren, und was, durch die Beschädigung des Pan-Arabismus, den Weg ebnete für die Kristallisation des palästinensischen Nationalismus. Dies verwandelte das Bild des Konfliktes von der grossen arabischen Welt gegen das winzige Israel auf einen Konflikt des scheinbar mächtigen Israels gegen die bemitleidenswerten Palästinenser. Zweitens die Weltpolitik: die Araber, nachdem sie kläglich gescheitert waren, ihre numerische Überlegenheit in militärische Erfolge umzusetzen, lernten spät, sie diplomatisch einzusetzen, und verwandelten die UNO in die Kanzel der Welt für die Verunglimpfung Israels und den Maschinenraum für anti-israelischen Aktivismus . Drittens die weltweite Kampagne für „soziale Gerechtigkeit“, die die Juden zu weissen kolonialistischen Westen und die Araber oder Palästinenser zu „Menschen anderer Hautfarbe“ formte.
Es gab auch einen sekundären Grund, warum ich mich nicht auf Antisemitismus konzentrierte: Ausser der Animus gegenüber Juden wird offen ausgesprochen, ist es schwierig, die Motive einer anderen Person zu kennen. Daher konzentrierte ich mich in meinem Buch auf das, was tatsächlich nachgewiesen werden kann, nämlich dass die meisten der Vorwürfe gegen Israel falsch, tendenziös, unverhältnismässig sind und oft in böser Absicht vorgebracht werden. Im Grossen und Ganzen schien mir das wirksamer, als in eine sterile Debatte über Motive einzutreten. Ausserdem, mit oder ohne Antisemitismus ist Hass auf Israel in sich selbst das Tödlichste, de sich das jüdische Volk seit Hitler gegenüber sieht, und selbst diejenigen, die vor der Begehung von Gewalt gegen Israel mit eigenen Händen zurückschrecken würden, arbeiten hart daran, es zu schädigen oder, im Fall der BDS-Kampagne, zielen darauf ab, es zu untergraben und zu zerstören.
Und doch: Obwohl ich 2013-14 noch dachte, dass es möglich sei, mit Antiisraelismus ohne Auseinandersetzung mit dem Thema des Antisemitismus umzugehen, so denke ich heute nicht mehr so. Das nackte antijüdische Vitriol, das durch Reaktionen auf den Krieg in Gaza ausgeschüttet und das seitdem nur intensiviert wurde, macht deutlich, dass, ob der Antisemitismus nun die unausgesprochene Quelle der Feindseligkeit gegenüber Israel ist, so ist die Umkehrung sicher wahr: Hass auf Israel ist zu solchem Fieber angewachsen, dass er einen ungeschminkten Judenhass entfesselt hat. Letztlich, was immer zuerst kommt, die Grenze zwischen Antiisraelismus und Antisemitismus wird von Tag zu Tag dünner.
Es gibt hier ein Paradoxon: grobe oder gewalttätige Äusserungen der Feindseligkeit gegen Juden muss nicht unbedingt bedeuten, dass der Antisemitismus selbst sich ausbreitet. In der Tat deuten jüngste gesellschaftsweite Umfragen, dass er in den USA und auch in Europa immer weniger verbreitet ist. Gleichzeitig ist jedoch die Häufigkeit von Hassverbrechen gegen Juden, insbesondere in Europa, stark gestiegen. Und hierauf können wir uns mit einiger Genauigkeit einschiessen. Manches an Missbrauch und Gewalt ist auf Skinheads oder Neonazis zurückzuführen. Doch der Löwenanteil ist die Arbeit von muslimischen Einwanderern oder ihren Nachkommen.
Die Quelle ist nicht schwer zu finden: in weiten Teilen der islamischen Welt und in nahezu der gesamten arabischen Welt, wird nur selten zwischen Israel und Juden unterschieden. Somit heisst es in der Hamas-Charta: „Israel, Judentum und Juden [Hervorhebung hinzugefügt] fordern den Islam und die Muslime heraus,“ unter Hinzufügung eines angeblichen Zitates von Mohammed: „Der Tag des jüngsten Gerichts wird nicht kommen, bis die Muslime nicht die Juden bekämpfen, [und] die Steine und Bäume werden sagen: O Muslime, es ist ein Jude hinter mir, komm und töte ihn.“ Die Palästinensische Autonomiebehörde (PA), etwas weniger blutig, verschmilzt Juden und Israel in ähnlicher Weise, etwa wenn ein PA-Botschafter an einer internationalen Konferenz sagt, die „Weisen von Zion“ einen Masterplan für das „Dominieren des Lebens auf de ganzen Planeten“ hätten.
Wie diese Beispiele zeigen, verschmilzt die Abneigung gegen Israel leicht mit traditionellen religiösen Vorurteilen, die sich auf den Koran und das Leben des Propheten zurückführen lassen. Vor diesem Hintergrund ist der Erfolg von Israel in seinem Kampf mit den Arabern besonders ärgerlich, und die populäre Phantasie hat Juden mit so etwas wie dämonischen Kräften ausgestattet. Im Gegenzug hat die Dämonisierung oft tödliche Folgen, wie die vielen Fälle von gewalttätigen Aggressionen, die angeblich von Muslimen gegen Israel gerichtet sind, die aber auf nicht-israelische Juden in Europa zielen.
Allein in Frankreich beginnt die Geschichte mit einem Bombenanschlag auf eine Synagoge in Paris von 1980, der vier tötete und 40 verletzte, und erstreckt sich bis zum Dschihad-Angriff auf den koscheren Supermarkt im Januar dieses Jahres. Hinzu kommt die wenig beachtete Tatsache, dass im Angriff Tage zuvor auf die Büros von Charlie Hebdo alle anwesenden Frauen verschont wurden mit Ausnahme einer, von der die Mörder offenbar wussten, dass sie jüdisch war, und den neueren Angaben über die Absichten der 13.-November-Planer des Islamischen Staates, sich von ihren ursprünglichen Zielen weg zu spezifisch jüdischen zu bewegen. Fügen wir die Angriffe in Wien (1982) und Rom (1984) und auf das Chabad-Haus in Mumbai (2004) hinzu; die Bombardierung des jüdischen Gemeindezentrums in Buenos Aires, für die der Iran federführend war, die 84 tötete und Hunderte verletzte (1994); und viele mehr.
Ein Ergebnis dieser andauernden Gewalt war die weltweite Flucht der Juden aus den Ländern, die sie bisher geschützten hatten. Es begann alles im Nahen Osten, wo die Geburt des jüdischen Staates im Jahr 1948 ein neues Kapitel in der Judenverfolgung eröffnete, als Juden aus arabischen Ländern vertrieben wurden, und im Jahr 1979, nach der Islamischen Revolution, aus dem Iran flohen. Der Aufstieg der islamistischen Bewegung der Türkei im letzten Jahrzehnt, zusätzlich zu Massenmorden in türkischen Synagogen in den Jahren 1986 und 2003, haben eine Flucht von Juden aus diesem Land ausgelöst, vor kurzem noch beschleunigt angesichts der offenen Beschimpfungen in den Medien und des Boykotts jüdischer Geschäfte.
Nicht-muslimische Länder, deren Regierungen mit anti-israelischen Kräften verbündet sind – Venezuela, dessen Diktator Hugo Chavez den Iran oder Südafrika umarmt, wo der dominante African National Congress seit langem enge Beziehungen zur PLO pflegt – haben auch Wellen der Schmähungen und von Gewalt an einheimischen Juden gesehen und eine daraus folgende radikale Reduktion ihrer jüdischen Bevölkerung.
Da die Zahl der Orte auf der Erde, wo Juden in Frieden und Sicherheit wohnen können, geschrumpft ist, hat sich die Frage ergeben, ob Europa auch weiterhin zu den wenigen verbleibenden solchen Orten gehört. Ereignisse vor und seit Juni 2014 haben einige ernsthafte Beobachter davon überzeugt, dass die Antwort nein ist. Juden haben Europa verlassen, und insbesondere Frankreich, in Zahlen wie seit den 1930er Jahren nicht mehr gesehen. „Wir sehen den Anfang vom Ende der jüdischen Geschichte in [West-] Europa“, sagte Natan Sharansky, der Vorsitzende der Jewish Agency. Ausser die Beamten in diesen Ländern sind bereit, mit ungewohnter Strenge zu handeln, um die Angriffe der radikalen Islamisten zu unterdrücken, ist eine beträchtliche Abwanderung beinahe unvermeidlich.
Was all das nahelegt, ist, dass die Mischung aus Israelhass und Antisemitismus, während sie unter Muslimen am weitesten verbreitet ist, kaum ausschliesslich für sie zutrifft. Obwohl Westler, die respektabel bleiben wollen, immer darauf bestehen, dass ihre antiisraelischen Gefühle sie nicht zu Antisemiten machen, beweisen oder implizieren die Beweise oft etwas anderes.
Nehmen wir zum Beispiel die amerikanischen Politikwissenschaftler John Mearsheimer und Stephen Walt, die in einem Aufsatz über den unheilvollen Einfluss der „Israel-Lobby“ – elaboriert in ihrem Buch The Israel Lobby and U.S. Foreign Policy von 2007 – erklärten sich dezidiert als „philo-Semiten.“ Nur ein paar Jahre später jedoch schlug Mearsheimer vor, Juden in zwei Kategorien zu unterteilen: „Gerechte Juden“, das heisst diejenigen, die Israel hassen, oder ihm zumindest die Schuld für den Konflikt mit den Arabern geben, und der ganze Rest, die er als „Afrikaaner“ bezeichnete. Die Unterscheidung wirft kein Licht auf Juden, sondern vielmehr darauf, wie Mearsheimer ihnen gegenüber fühlt.
Wenn sie mit dem Antisemitismusvorwurf konfrontiert werden, reagieren Mearsheimer und jene, die so denken wie er – einschliesslich der Blogger Andrew Sullivan, der den besseren Teil eines Jahrzehnts damit verbracht hat, Vitriol auf Israel und seine Unterstützer auszugiessen – mit dem Vorwurf an ihre Kritiker, sie „spielten die Anti-Semitismus-Karte“ in einem Versuch, sie zum Schweigen zu bringen. In Mearsheimers Worten: „alle, die israelische Aktionen kritisieren und sagen, dass Pro-Israel-Gruppen massgeblichen Einfluss haben auf die US-Politik im Nahen Osten, haben gute Chancen, als Antisemiten etikettiert zu werden.“ In Sullivans Worten: „Kritik an AIPAC ist für Nicht-Juden verboten – aus Angst, als Antisemit bezeichnet zu werden.“
Die Behauptung ist absurd. Bedenken Sie, dass praktisch jeder Leitartikel der New York Times, der sich mit dem Nahen Osten befasst, Israel zumindest teilweise kritisiert; das gleiche gilt für den Kolumnisten für auswärtige Angelegenheiten derselben Zeitung, Thomas Friedman; dass dies nicht weniger zutrifft auf die meisten der grossen Print- und elektronischen Medien, darunter der New Yorker, der New York Review of Books, der National Interest und andere intellektuelle und aussenpolitische Zeitschriften; dass jüdische Magazine wie Tablet und der Forward ebenfalls routinemässig scharfe Kritik selbst in Artikeln üben, die Israel verteidigen; und dass die Arbeitsgemeinschaft Vorderer Orient, die dominierende Berufsorganisation von Wissenschaftlern auf dem Gebiet, heftig und gleichmässig israelfeindlich ist.
Kurz gesagt, Israel anzugreifen evoziert nie an sich eine Beschuldigung des Antisemitismus von ernsthaften Orten her und selbst heftige und wie besessene Angriffe scheinen jemanden nicht aus der feinen Gesellschaft auszuschliessen. Man dreht die Anschuldigung besser um: jeder, der protestiert, dass Israelkritik ein unfaires Risiko darstellt, zu Unrecht als Antisemit bezeichnet zu werden, ist wahrscheinlich ein Antisemit, der versucht, Kritik zuvorzukommen.
Historisch gesehen wurde der Antisemitismus häufig mit der Rechten in Verbindung gebracht, aber heute findet sich rasender und obsessiver Hass auf Israel, der an die Grenzen des Antisemitismus reicht und manchmal darüber hinausgeht, vor allem auf der linken Seite. Am deutlichsten wird dies wiederum in der BDS-Kampagne, bekannt für ihre eklatante Doppelmoral. Obwohl in der Regel Unterstützer behaupten, dass der Zweck von BDS sei, palästinensische Menschenrechte zu schützen, hat die Bewegung nie die universelle Misshandlung (oder Schlachtung) der Palästinenser in den arabischen Ländern, zuletzt in Syrien, angesprochen. Israels eigene Menschenrechtsbilanz ist Lichtjahre besser als die von allen umgebenden Staaten zusammengenommen, doch weder BDS selbst, noch einer der Kirchen, Gewerkschaften, akademischen Verbände, oder Studentenvereinigungen, die abgestimmt haben, um Israel zu boykottieren oder zu sanktionieren hat jemals irgend einen anderen Staat denselben Massstäben unterworfen. Das ist es, was Lawrence Summers, den ehemalige Präsident der Harvard University, dazu aufgefordert hat, mit perfekter Genauigkeit zu sagen, dass BDS „antisemitisch in seiner Wirkung, wenn nicht in seiner Absicht“ ist.
Neben dem stetigen Anstieg der BDS-Aktivitäten haben die letzten Jahren einen starken Anstieg an Israel-Bashing und Antisemitismus auf Colleges und Universitäten gesehen, wo linke Meinungen zu dominieren neigen, einschliesslich Belästigungen oder Angriffe auf jüdische Studenten von „anti-Israel“-Demonstranten. In einer nationalen Umfrage von 2014 sagten 54 Prozent der jüdischen Studenten, sie hätten einen antiseitischen Vorfall persönlich erlebt oder seien Zeuge davon gewesen.
Diese Zahl ist erschreckend hoch; Da leider keine früheren Untersuchungen für Vergleichszwecke vorhanden sind, sind die Daten schwer zu interpretieren. Vielleicht überspitzt sich Antisemitismus auf dem Campus, vielleicht auch nicht. Aber man kann getrost sagen: die vorherrschende Atmosphäre der akuten akademischen Sensibilität für jede Art von leichter oder vermeintlicher Beleidigung für andere Identitätsgruppen ist deutlich weniger offensichtlich, wenn es um offenen Antisemitismus geht.
Daher, als eine Kampagne an der UCLA verlangte, dass Kandidaten für Studentenverwaltungen Zusagen unterschreiben müssten, dass sie nicht an Reisen nach Israel von pro-israelischen Organisationen teilnehmen, hat der Universitätsverwalter, nachdem er ordnungsgemäss seine persönliche Abneigung gegen die Forderung registrierte, dennoch darauf bestanden, dass die Position der Kampagne „direkt in den Bereich der freien Meinungsäusserung fällt, und Meinungsfreiheit ist an jedem Uni-Campus unantastbar.“ Wenn eine gleichartige Forderung gegenüber Schwarzen oder Latinos oder Feministinnen oder Homosexuellen gemacht worden wäre, so würde keine Verwaltung sich so schnell auf die Heiligkeit der freien Rede berufen.
Selbstverständlich verstärken die Hochschulen selbst nur vorhandene Ströme der politischen Kultur im Allgemeinen, wie durch den US-Präsidenten verkörpert. Obwohl Barack Obama sich in Kontroversen mit einem rassischen Aspekt geworfen hat, wie die Verhaftung von Henry Louis Gates, die Erschiessung von Trayvon Martin, und dem Massaker an schwarzen Gläubigen durch einen weissen Rassisten in South Carolina, scheint er vom Antisemitismus nur wenig bewegt zu sein. Nachdem französische muslimische Dschihadisten Kunden des koscheren Supermarktes in Paris massakriert hatten, dabei vier Juden zum Töten aussortierten, zeigte der Präsident bemerkenswerte Gleichgültigkeit: Nicht nur dass er die Teilnahme am anschliessenden Solidaritätsmarsch in Paris ablehnte, noch einen Vertreter an seiner Stelle zu schicken, nein, in einem Interview entliess er die Mörder als „Eiferer. . . die nach dem Zufallsprinzip eine Reihe von Leuten in einem Feinkostladen erschossen.“
Der Gummi von Obamas Unbekümmertheit trifft auf die Strasse der jüdischen Gefährdung an der Stelle von Irans Streben nach der Atombombe. Im Versuch, die Opposition durch Unterstützer Israels gegen seinen gehegten nuklearen Deal abzustumpfen, schürte Obama die Ängste, die er angeblich zu zerstreuen beabsichtigte. Über den virulenten Antisemitismus der iranischen Machthaber sagte er:
Die Tatsache, dass du antisemitisch oder rassistisch bist, schliesst dich nicht vom Überlebenswillen aus. Es hindert dich nicht daran, rational zu bleiben bezüglich der Notwendigkeit, die Wirtschaft über Wasser zu halten; es hält dich nicht davon ab, strategische Entscheidungen darüber zu treffen, wie du an der Macht bleibst.
Wie es sich ergibt, war Iran schon lange im selben Boot mit anderen diktatorischen Regimen, dessen Entscheidungen von Ideologen im Widerspruch zu rationalen Überlegungen getroffen wurden, die manchmal zu katastrophalen Effekten führten – wie im kommunistischen China der „Grosse Sprung nach vorn“, der eine Hungersnot verursachte, die schätzungsweise 20-50 Millionen Leben kostete. Kein Argument konnte weniger beruhigend sein für Juden, als die Prämisse, dass die wirtschaftlichen Eigeninteressen immer über Antisemitismus triumphieren werden. Juden sind von vielen Orten vertrieben worden, immer unter wirtschaftlichen Nachteilen der betreffenden Gesellschaften. Und dieses Muster wurde wiederholt und abgerundet im Holocaust, dessen grösster Teil ausgeführt wurde, als sich das Kriegsglück bereits gegen Hitler zu wenden begonnen hatte und alle möglichen Ressourcen für die deutsche Kriegsanstrengungen nötig waren. Dennoch, im Gegensatz zu Obamas Theorie, dass die auf Hass basierende Politik nur verfolgt wird, „wenn die Kosten niedrig sind,“ war Hitler bereit, Menschen und Material abzuzweigen und sein Land, sein Regime und sein eigenes Leben zu opfern auf der zielstrebigen Verfolgung seines Hasses.
Heute, steht ein Regime, das nicht müde wird, seine völkermörderischen Absichten gegenüber Juden anzukündigen, an der Schwelle zur Atombombe und damit sein Ziel zu erfüllen, der Hegemon des muslimischen Nahen Osten zu werden und sich die Macht anzueignen, einen zweiten Holocaust zu verüben. Trotz Obamas simplizistischer Theorien wird der Iran dieses Streben nicht aufgeben, um sein BIP zu erhöhen.
Im Angesicht der steigenden Gefahr macht es für die Juden kaum einen Unterschied, welches zuerst kommt, Hass auf Juden oder Hass auf Israel. Die Gefahr entsteht nicht dadurch, weil sich der Hass ausbreitet; die Gefahr entsteht, weil der Hass immer tödlicher wird, während der radikale Islam immer extremer wird. Der Iran schockiert einmal die Welt mit seinem mutwilligen Rückgriff auf Terror, seinem Missbrauch der diplomatische Immunität und seiner Zelebrierung des Hasses. Dann Al-Kaida, die noch übertriebener scheinen, verdunkelte den Schockwert des Iran, und jetzt übertraf der Islamische Staat sogar Al-Qaida. Die Juden sind nicht die einzigen Ziele, aber sie sind ein besonders gefährdetes, und wie die Angriffe häufiger und heftiger werden in verschiedenen Teilen der Diaspora, wird das Leben für die Juden immer schwieriger oder gar unmöglich.
Und dies, zusätzlich zur Steigerung der Gewalt des radikalen Islam, weist auf die zweite Quelle der Gefahr hin, mit der sich heutige Juden konfrontiert sehen. Diese Quelle ist die Lethargie, Feigheit und Gleichgültigkeit der westlichen Führer, politischen Eliten, Kirchenmänner, Künstler und Intellektuellen- und Hochschuladministratoren und Dozenten. So sind die Juden wieder einmal sich selbst überlassen, um mit einer Bedrohung für ihre Existenz fertig zu werden, obwohl das, was sie bedroht – wie in New York und Washington und Paris und London und Madrid und anderswo bereits – auch andere bedrohen und töten wird.
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