Doppelter Standard für Historischen Revisionismus
Alan M. Dershowitz, 6.2.2019, Gatestone Institute
aus dem Englischen von Daniel Heiniger
- Henry Ford widmete sein Leben zwei Leidenschaften: dem Bau von Autos und der Dämonisierung von Juden. Als Hitler sagte: „Ich betrachte Henry Ford als meine Inspiration“, bezog er sich nicht auf seine Automobilproduktion. Er bezog sich auf Fords antisemitische Ideologie, die in den Völkermord an sechs Millionen Juden mündete.
- Henry Ford verdient es nicht, geehrt zu werden. Die Frage, die sich die guten Menschen von Dearborn stellen sollten, ist: Was würden Sie tun, wenn das Zentrum für darstellende Kunst nach Jefferson Davis benannt wäre? Wenn die Antwort lautet, dass Sie Davis‘ Namen entfernen würden, dann sollten Sie auch Fords Namen entfernen.
- Es kann keinen Unterschied geben in der Art, wie Anti-Schwarze, Anti-Schwule, Anti-Frauen- und antijüdische Praktizierende der Bigotterie behandelt werden. Es muss eine einheitliche Norm für historischen Revisionismus geben.
Stellen Sie sich vor, eine amerikanische Stadt würde weiterhin einen prominenten Geschäftsmann feiern, der Zeitungen und Bücher veröffentlicht hat, die sich für offensichtlichen Rassismus und rassische Diskriminierung gegen Schwarze einsetzen. Stellen Sie sich vor, der Großmagier des KKK hätte ein Bild von diesem Mann in seinem Büro und hätte ihm zugeschrieben, dass er ihn inspiriert habe, Afroamerikaner zu töten. Stellen Sie sich Statuen und Fotos vor, die an das Leben eines solchen Fanatikers erinnern. Stellen Sie sich vor, ein Zentrum für darstellende Kunst wäre nach ihm benannt worden, und afroamerikanische Künstler, die in der Stadt auftreten wollten, müssten in ein Gebäude gehen, das den Namen dieses Rassisten trägt. Die Reaktion wäre sofort und kompromisslos: Jede Verherrlichung dieses Rassisten muss aufhören; Statuen und Bilder müssen entfernt werden; die Geschichte muss ihn trotz seiner positiven Leistungen als Geschäftsmann wie einen Paria behandeln.
Nun, die Stadt Dearborn, Michigan, feiert heute so einen rassistischen Fanatiker. Doch niemand fordert, dass seine Bilder entfernt oder seine abscheuliche Geschichte und Ideologie veröffentlicht werden. Sein Name ist Henry Ford, der Gründer der Ford Motor Company.
Ford widmete sein Leben zwei Leidenschaften: dem Bau von Autos und der Dämonisierung von Juden. Als Hitler sagte: „Ich betrachte Henry Ford als meine Inspiration“, bezog er sich nicht auf seine Automobilproduktion. Er bezog sich auf Fords antisemitische Ideologie, die in den Völkermord an sechs Millionen Juden mündete. Ein großes Foto von Ford war prominent in Hitlers Büro ausgestellt. Die wöchentlich erscheinende Zeitschrift Fords — The Dearborn Independent — war eine höfliche Version der Nazi-Zeitung Der Stürmer. Sie wurde in den USA und auf der ganzen Welt verbreitet.
Hitler glaubte, dass die Popularität von Fords antisemitischen Abhandlungen in Amerika die amerikanischen Bürger ermutigen würde, seine antisemitische Politik in Deutschland und Europa zu unterstützen. Zum Glück lag er falsch. Obwohl es in den Vereinigten Staaten im Vorfeld des Zweiten Weltkriegs antisemitische Bewegungen gab – von Pater Charles Coughlin und bis zu einem gewissen Grad von Charles Lindbergh befürwortet – als Pearl Harbor angegriffen wurde und die Vereinigten Staaten sowohl Japan als auch Deutschland den Krieg erklärten, versiegte der Antisemitismus der von Henry Ford befürworteten Art. Doch Ford selbst änderte seine gefährlichen Ansichten nie.
Fords Buch Der internationale Jude wurde in vielen Teilen der Welt zum Bestseller und wurde bei den Nürnberger Prozessen als ein Werk zitiert, das viele Deutsche und Österreicher zu antisemitischen Naziführern und Anhängern gemacht hatte. Ford war der einflussreichste Antisemit im ersten Quartal des 20. Jahrhunderts und darüber hinaus.
Doch laut der New York Times ziert Fords „Name oder Ähnliches alles, vom Zentrum für darstellende Künste bis zu den Gulli-Deckeln“. Bill McGraw, ein Historiker von Dearborn, hat geschrieben, dass „Fords Angriffe auf Juden vor und nach dem Zweiten Weltkrieg auf der ganzen Welt verbreitet worden waren und dass sie, beunruhigenderweise, heute die aufkeimenden Neonazis beeinflussen“.
Die New York Times fährt weiter: „Doch Mr. McGraw hat in seinen Bericht auch einen Artikel darüber aufgenommen, wie die Nachkommen von Mr. Ford jüdische Wohltätigkeitsorganisationen und kulturelle Organisationen konsequent unterstützt haben…“ Diese Nachkommen sollten für diese Beiträge gelobt und nicht für die Sünden ihres Vorfahren verurteilt werden. Aber die Wahrheit über Henry Ford muss gesagt werden – den Bewohnern von Dearborn und der Welt.
Viele Gebäude sind nach Henry Ford benannt, der Dearborns Lieblingssohn bleibt. Es ist schwierig, in Dearborn irgendwo hinzugehen, ohne dem Namen Ford zu begegnen. Selbst Gebäude mit dem allgemeinen Namen Ford basieren auf seinem zutiefst fehlerbehafteten Erbe. Es gibt zu viel Ehre für Henry Ford und zu wenig Aufklärung über den schrecklichen Einfluss, den er auf die Förderung von Antisemitismus und Nazismus hatte.
Ich bin nicht dafür, Statuen oder andere historische Kunstwerke zu zerstören oder zu entfernen, aber ich glaube fest daran, dass diese Bilder begleitet werden müssen von zeitgenössischen Beschreibungen der bösen Taten der in der Kunst Porträtierten. Die Entfernung des Namens Ford aus dem Ford Community & Performing Arts Center in Dearborn wirft schwierigere Fragen auf. Es gibt keine Kunst, nur Ehre, bei der Auswahl eines Namens für ein Zentrum. Henry Ford verdient es nicht, geehrt zu werden. Die Frage, die sich die guten Menschen von Dearborn stellen sollten, ist: Was würden Sie tun, wenn das Zentrum nach Jefferson Davis benannt wäre? Wenn die Antwort lautet, dass Sie Davis‘ Namen entfernen würden, dann sollten Sie auch Fords Namen entfernen. Es kann keinen Unterschied geben, wie Anti-Schwarze, Anti-Schwule, Anti-Frauen- und antijüdische Praktizierende der Bigotterie behandelt werden. Es muss eine einheitliche Norm für historischen Revisionismus geben.
Alan M. Dershowitz ist Felix-Frankfurter-Professor für Jurisprudenz Emeritus an der Harvard Law School und Autor von „The Case against the Democratic House Impeaching Trump“, Skyhorse Publishing, 2019.
Erstveröffentlichung hier. Reproduktion mit freundlicher Genehmigung des Gatestone Instituts.
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