Eine christliche Krise in Gaza und im Westjordanland
Im Gaza-Streifen ist die christliche Bevölkerung von etwa 3.000 vor einem Jahrzehnt auf heute schätzungsweise 1.000 gesunken, die meisten von ihnen griechisch-orthodox.
25.12.2019, Jerusalem Post Editorial
aus dem Englischen von Daniel Heiniger
Da Christen auf der ganzen Welt Weihnachten feiern, lohnt es sich, einen Blick auf die christliche Bevölkerung in der Region zu werfen.
Nach Angaben des Statistischen Zentralamtes gibt es in Israel etwa 177.000 Christen, was einem Wachstum von 1,5% gegenüber dem Vorjahr entspricht. Mehr als drei Viertel (77,5 %) der in Israel lebenden Christen sind Araber, was 7,2 % aller arabisch-israelischen Bürger entspricht, so das CBS. Die Mehrheit der nicht-arabischen Christen, die in Israel leben, sind zusammen mit jüdischen Familienmitgliedern unter dem Rückkehrgesetz eingewandert.
Vergleichen Sie diese Daten mit den Zahlen in einem Bericht, den der damalige britische Außenminister Jeremy Hunt im Juli veröffentlichte. Der Bericht stellte fest, dass die Zahl der Christen im Nahen Osten von 20 % der Bevölkerung vor einem Jahrhundert auf nur noch 5 % geschrumpft ist – ganz besonders in den palästinensischen Gebieten, wo sie auf unter 1,5 % gesunken ist.
„Wir haben auf der Wache geschlafen, was die Christenverfolgung betrifft“, sagte Hunt.
Die Organisation Open Doors hat „die palästinensischen Gebiete“ auf Platz 49 – von 50 – ihrer World Watch List, einem Jahresbericht über die weltweite Christenverfolgung, gesetzt. Der Bericht nannte „islamische Unterdrückung“ als Hauptquelle der Verfolgung und fügte hinzu, dass „islamische extremistische Militante auch in der Westbank präsent sind, was Christen dazu bringt, Angriffe zu fürchten“, und dass die Verfolgung besonders brutal für zum Christentum bekehrte Menschen ist.
Laut einem Bericht des Begin-Sadat-Zentrums für strategische Studien haben in diesem Jahr mindestens drei Vorfälle Christen betroffen, die unter der Herrschaft der Palästinensischen Autonomiebehörde leben: Ein Mob hat das christliche Dorf Jifna in der Nähe von Ramallah angegriffen und dabei erheblichen Sachschaden verursacht und die Bewohner in Angst und Schrecken versetzt, und eine maronitische Kirche in Bethlehem und eine anglikanische Kirche in der Nähe von Ramallah wurden verwüstet.
„Obwohl die Christen in der PA es vermeiden, dies öffentlich zu sagen, befürchten viele von ihnen – mit gutem Grund – dass die muslimische Aggression gegen sie nur noch eskalieren wird“, schrieb Edy Cohen, ein Forscher des Zentrums. „Solche Ängste sind umso stärker angesichts des donnernden Schweigens der westlichen [und israelischen] Medien, angesichts des anhaltenden Schwundes der christlichen Minderheit aus der PA und islamischen Ländern im Allgemeinen.
Er fügte pointiert hinzu, dass „die andauernde internationale Vernachlässigung der Notlage der Christen unter der Herrschaft der PA nur dazu führen kann, dass das Christentum von dem Ort, an dem es entstanden ist, verschwindet“.
Im Gaza-Streifen ist die christliche Bevölkerung von etwa 3.000 vor einem Jahrzehnt auf heute schätzungsweise 1.000 Menschen, die meisten davon griechisch-orthodox, zurückgegangen.
Am Sonntag hat der Koordinator der Regierungsaktivitäten in den Gebieten (COGAT) eine Entscheidung vom Anfang dieses Monats aufgehoben und die willkommene Ankündigung gemacht, dass es den Christen im Gazastreifen in Übereinstimmung mit „Sicherheitsanweisungen“ erlaubt sei, zu Weihnachten in die heiligen Städte Jerusalem und Bethlehem und an andere Orte in Judäa und Samaria zu reisen.
Die Situation der Christen in Bethlehem, dem Geburtsort Jesu, hat sich im letzten Jahrhundert dramatisch verschlechtert, insbesondere seit die Palästinensische Autonomiebehörde 1995 die Kontrolle über die Stadt übernommen hat. Im Jahr 1947 machten die Christen etwa 85% der Bevölkerung der Stadt aus, aber diese Zahl ist bis 2016 auf 16% gesunken und wird seither nur noch geschätzt.
Der damalige Bürgermeister von Bethlehem sagte: „Aufgrund des Stresses – entweder physisch oder psychisch – und der schlechten wirtschaftlichen Lage wandern viele Menschen aus: Christen und Muslime, aber bei den Christen ist es offensichtlicher, weil sie bereits eine Minderheit sind“.
Eine Studie des Pew Research Centers ergab, dass der Rückgang der arabisch-christlichen Bevölkerung sowohl auf eine niedrigere Geburtenrate unter Christen im Vergleich zu Muslimen als auch auf die Tatsache zurückzuführen ist, dass Christen häufiger auswandern als jede andere religiöse Gruppe. Eine statistische Analyse des christlichen Exodus führte einen Mangel an Wirtschafts- und Bildungschancen in einer Gemeinschaft an, die für ihren Mittelklasse-Status und ihre höhere Bildung bekannt ist.
Das Christentum ist mit geschätzten 2,4 Milliarden Anhängern (fast ein Drittel der 7,8 Milliarden Menschen weltweit) die größte Religion der Welt. Es mag zwar ironisch erscheinen, dass der einzige Ort im Nahen Osten, an dem Christen gedeihen, der jüdische Staat ist, aber es ist auch ein Grund zur Sorge. Wir wünschen unseren christlichen Lesern ein frohes Weihnachtsfest – und beten gemeinsam mit ihnen für die wegen ihres praktizierten Glaubens Verfolgten.
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