Daniel Politi, Slate, 26.10.2014
Die 26-jährige iranische Frau, die am Samstag exekutiert wurde für den Mord an einem Mannes, von dem sie sagte, er hätte sie zu vergewaltigen versucht, schickt eine letzte Botschaft an ihre Mutter, in der sie sie bittet, ihre Organe zu spenden. Reyhaneh Jabbari ist grösstenteils ruhig in jener Sprachnachricht, die sie für ihre Mutter im April aufgezeichnet hat; darin scheint sie ihrem Schicksal gegenüber resigniert zu haben, nachdem sie über fünf Jahre lang in Todeshaft sitzt. Iranische Aktivisten haben eine Übersetzung der Nachricht verteilt und bezeichnen sie als Jabbari’s letztem Willen.
Jabbari ist dafür verurteilt worden, einen ehemaligen Geheimdienstoffizier getötet zu haben, der sie gerufen hatte unter der Angabe, er brauche ihren Ratschlag in Sachen Innenausstattung. Dann hat er sie angeblich zu vergewaltigen versucht, und sie stach ihn mit einem Taschenmesser nieder, obwohl sie leugnet, ihn ermordet zu haben. In ihrer letzten Nachricht sagt sie, dass ihr Schicksal ohnehin der Tod gewesen sei.
In jener ominösen Nacht hätte ich getötet werden sollen. Mein Körper wäre dann in irgend eine Ecke der Stadt geworfen worden, und nach ein paar Tagen hätte ihn die Polizei in die Gerichtsmedizin gebracht, wo man meinen Körper identifiziert hätte und auch festgestellt hätte, dass ich auch noch vergewaltigt worden bin. Den Mörder hätte man nie gefunden, da wir nicht seinen Wohlstand und seine Macht haben. Dann hättest du dein Leben in Leiden und Schande weitergeführt, und ein paar Jahre später wärest du an diesem Leiden gestorben und das wäre es dann gewesen.
Jedoch hat sich mit jenem verfluchten Stich die Geschichte verändert. Mein Körper ist nicht beiseite geworfen worden, sondern in das Grab des Evin-Gefängnisses und seinen einsamen Wachen, und nun in das grabesmässige Gefängnis Shahr-e Ray. Doch, gib dich dem Schicksal hin und klage nicht. Du weisst besser, dass der Tod nicht das Ende des Lebens ist.
Jabbari bittet dann ihre Mutter um einen letzten Gefallen: „Noch einmal musst du wegen mir leiden. Es ist das einzige, dass, selbst wenn du darum bettelst, so würde ich nicht wütend werden deswegen, obwohl ich dir viele Male gesagt habe, du sollst betteln darum, dass ich nicht exekutiert werde.“ Sie wollte nicht, dass ihre Organe verschwendet würden:
Ich will nicht in der Erde verrotten. Ich will nicht, dass mein Auge oder mein junges Herzen zu Staub werden. Bitte darum, dass es so eingerichtet wird, dass, sobald ich gehängt werde, dass dann mein Herz, meine Leber, Augen, Knochen und alles was transplantiert werden kann aus meinem Körper entfernt wird und jemandem gegeben wird, der es als Geschenk braucht. Ich will nicht, dass der Empfänger meinen Namen kennt, kauf mir einen Blumenstrauss, oder bete sogar für mich.
Hier der Text der Botschaft in vollem Wortlaut: Weiterlesen →