Alain Destexhe, 1. Dezember 2022, Gatestone Institute
aus dem Englischen von Daniel Heiniger
- In Brüssel ist die Zahl der Marokkaner in der Altersgruppe der unter 18-Jährigen höher als die der Belgier; viele Schulen werden ausschließlich von Kindern nichteuropäischer Herkunft besucht. In den öffentlichen Schulen, in denen die Eltern die Möglichkeit haben, den Religionsunterricht zu wählen, wird der Islam inzwischen von der Mehrheit der Schüler gewählt. Ob man diese Veränderungen nun als „Vielfalt“ oder als „großen Austausch“ bezeichnet, ist von geringer Bedeutung; im Laufe einiger Jahrzehnte hat sich eine beträchtliche Entwicklung vollzogen, die das soziale Gefüge in den belgischen Städten verändert hat.
- Der Hidschab (islamischer Schleier) ist zunehmend präsent und wird in einigen Gemeinden von der Mehrheit der Frauen getragen. Während des Fastenmonats Ramadan sind in einigen Gegenden fast alle Geschäfte und Restaurants tagsüber geschlossen. Die Zahl der Moscheen nimmt explosionsartig zu, und in Brüssel sind alle Strömungen des Islams vertreten, wobei die Spannungen zwischen Sunniten und Schiiten oder auch zwischen Marokkanern und Türken mitunter sehr groß sind, vor allem innerhalb der Muslimischen Exekutive Belgiens, einer Struktur, die von der föderalen Regierung eingerichtet wurde, um einen einzigen Ansprechpartner für die muslimische Gemeinschaft zu haben, die jedoch von einer Krise in die nächste taumelt.
- Bei Gerichtsverhandlungen oder Wahlen kommt es oft vor, dass Frauen mit ihren Ehemännern anreisen und erklären, dass sie nicht als Schöffen oder Beisitzer eingesetzt werden können, weil sie keine der belgischen Amtssprachen sprechen, was von einer völlig verfehlten Integrationspolitik zeugt. Das von der belgischen Politik gepriesene „vivre ensemble“ („zusammen leben“) ist ein Mythos, bei dem die Gemeinschaften nebeneinander leben, sich aber nicht miteinander vermischen. Marokkaner heiraten marokkanische Frauen und Türken heiraten türkische Frauen…
- In Frankreich wird regelmäßig auf die koloniale Vergangenheit des Landes verwiesen, um die Wut der jungen Nordafrikaner zu rechtfertigen. Diese Erklärung ist nicht stichhaltig: Ähnliche Vorfälle ereignen sich in Belgien, einem Land, das keine historische Verbindung zu Nordafrika hat.
- Was am meisten beunruhigt, ist die Verleugnung und das völlige Fehlen einer Debatte über die Themen Einwanderung und Integration, vor allem auf der französischsprachigen Seite des Landes. Weder in den Medien noch in den politischen Parteien wird darüber gesprochen. Die Krawalle vom Sonntag wurden vom Brüsseler Bürgermeister auf „Schläger und Schurken“ zurückgeführt, ein Diskurs, der weithin ohne jegliche Präzisierung oder Analyse wiederholt wurde.
- Während in Frankreich und anderswo in Europa eine lebhafte Debatte über dieses Thema geführt wird, scheint es, als hätte Belgien aufgegeben und sein Schicksal als multikulturelles Land mit einer muslimischen Mehrheit in seiner Hauptstadt und einer von Zeit zu Zeit auftretenden „neuen Normalität“ aus städtischen Krawallen, Schießereien und Terroranschlägen akzeptiert.
Nach dem Fußballspiel Marokko-Belgien während der Fußballweltmeisterschaft in Katar kam es in Belgien zu gewaltsamen Zusammenstößen. In Brüssel ist die Zahl der Marokkaner in der Altersgruppe der unter 18-Jährigen höher als die der Belgier. Während anderswo in Europa eine lebhafte Debatte über Einwanderung und Integration geführt wird, scheint es, als hätte Belgien aufgegeben und sein Schicksal als multikulturelles Land mit einer muslimischen Mehrheit in seiner Hauptstadt und einer von Zeit zu Zeit auftretenden „neuen Normalität“ aus städtischen Unruhen, Schießereien und Terroranschlägen akzeptiert. Auf dem Bild: Belgische Polizei in Sturmausrüstung. (Foto: Pelle De Brabander, CC BY 2.0, via Wikimedia Commons)