StartseiteRoger Waters schreibt einen offenen Brief an Scarlett Jo­hans­son

2. Februar 2014, Israellycool

roger-waters-poster2Oh, sieh mal. Roger Waters hat seinen Frust auf Facebook gepostet.

Und wie ich sehe hat er ein paar Fragen an Scarlett Johansson, nachdem sie mutig für das eingestanden ist, was richtig ist, und nicht für das, was Mode ist.

In den letzten Tagen habe ich privat (einmal) an Neil Young geschrieben, sowie (mehrmals) an Scarlett Johansson. Diese Briefe bleiben privat.

Leider habe ich von keinem von beiden eine Antwort erhalten.

Und deshalb schreibe ich etwas fassungslos diese Notiz auf meiner Facebook-Seite.

Neil? Ich werde lange und angestrengt darüber nachdenken. Wir kennen einander nicht wirklich, aber du warst immer einer meiner Helden. Ich bin verwirrt.

Scarlett? Ach, Scarlett. Ich habe Scarlett vor ein paar Jahren getroffen, ich glaube es war bei einem Cream-Wiedervereinigungskonzert bei MSG. Sie war damals, soweit ich mich erinnere, glühend Anti-Neocon, leidenschaftlich angewidert von Blackwater (die Privatarmee im Iraq von Dick Cheney), man könnte um Vergebung bitten dafür, dass man denkt, dass da eine junge Frau ist voller Stärke und Integrität, die an die Wahrheit glaubt, an Menschenrechte, an das Gesetz und die Liebe. Ich muss gestehen, ich war hingerissen. Keiner so närrisch wie ein alter Narr.

Ein paar Jahre später ist Scarlett’s Wahl von Soda Stream gegenüber Oxfam ein solcher Akt intellektueller, politischer und bürgerlicher Kehrtwende, dass wir alle, denen die Geknechteten, Unterdrückten, die Besetzten, die Menschen zweiter Klasse nicht egal sind, es schwierig finden, das zu rationalisieren.

Ich möchte dieser jüngeren Scarlett eine Frage stellen oder zwei. Scarlett, ist dir beispielsweise bekannt, dass die israelische Regierung ein Beduinendorf in der Wüste Negev im Süden Israels 63 Mal dem Erdboden gleich gemacht hat, zum letzten Mal am 26. Dezember 2013? Dieses Dorf ist das Zuhause von Beduinen. Die Beduinen sind, natürlich, israelische Bürger mit allen bürgerlichen Rechten. Nun, nicht ganz alle Rechte, weil es im „demokratischen“ Israel fünfzig Gesetze gegen nichtjüdische Bürger gibt.

Ich will weder versuchen, diese Gesetze hier aufzulisten (jeder, der danach suchen will, findet sie im Statutenbuch im Knesset), noch all die anderen schweren Menschenrechtsvergehen der israelischen inländischen oder ausländischen Politik. Dafür habe ich keinen Platz. Aber, um zu meiner Freundin Scarlett Johansson zurückzukehren.

Scarlett, ich habe deine weiteren Posts und Ausreden gelesen, in denen du behauptest, dass die palästinensischen Arbeiter in der Fabrik denselben Lohn, dieselben Entschädigungen und „gleiche Rechte“ haben. Wirklich? Gleiche Rechte? Haben sie das?

Haben sie das Recht, ihre Stimme abzugeben?

Haben Sie Zugang zu Strassen?

Können sie an ihren Arbeitsplatz reisen, ohne stundenlang auf eine Passage durch eine Strassensperre der Besetzerarmee warten zu müssen?

Haben sie sauberes Trinkwasser?

Haben sie Abwasseranlagen?

Haben sie die Staatsbürgerschaft?

Haben sie das Recht, dass man ihnen nicht mitten in der Nacht die Tür eintritt und ihnen ihre Kinder wegnimmt?

Haben sie das Recht, gegen willkürliche und unbefristete Einkerkerung Widerspruch einzulegen?

Haben sie das Recht, das Eigentum und die Häuser, die sie vor 1948 besassen, wieder in Besitz zu nehmen?

Haben sie das Recht auf ein normales, anständiges menschliches Familienleben?

Haben sie das Recht auf Selbstbestimmung?

Haben sie das Recht, weiterhin ein kulturelles Leben zu entwickeln, das aus alten Zeiten stammt und innig ist?

Falls dich diese Fragen in Verlegenheit bringen, so kann ich sie für dich beantworten. Die Antwort lautet NEIN, das haben sie nicht.

Die Arbeiter in der Soda Stream Fabrik haben keines dieser Rechte.

Welches sind also diese „gleichen Rechte“, von denen du sprichst?

Scarlett, du bist zweifellos hübsch, aber wenn du denkst, dass Soda Stream Brücken zum Frieden baut, dann passt du zweifellos nicht auf.

Mit freundlichen Grüssen
R.

Und so habe ich mich entschieden, bei der Antwort zu helfen.

Liebster Roger,

Seit kurzem bist du offensichtlich abgeglitten in den tiefen Abgrund des Antisemitismus ohne Hoffnung auf Wiederkehr. Das ist deine Entscheidung. Aber gleichzeitig verschwendest du die Zeit deiner Schäfchen (deiner Fans) auf der Weide.

Hier, in der echten Welt, bewirkt Kooperation Gutes. Soda Stream ist ein wunderbares Beispiel von ökonomischer Kooperation und die Angestellten sind sehr dankbar. Genau genommen ist Soda Stream nur ein Mikrokosmos des Guten, das aus diesem Ding namens Kooperation entstehen kann. Bloss, leider zeigt deine Unterstützung für BDS, dass du keinerlei Interesse an wem auch immer hast, der kooperiert, ausser um ihn Normalisierer oder sonstwas zu nennen.

Schauen wir einmal genauer hin, und währenddessen beantworte ich eine deiner Fragen an Scarlett Johansson nach der anderen. Und dann kannst du vielleicht erkennen, dass trotz des konstanten Widerstands der Palästinenser dagegen, die Existenz der kleinen jüdischen Nation anzuerkennen, es trotzdem jene gibt, die Kooperation wünschen und danach handeln.

Haben sie das Recht, ihre Stimme abzugeben?

Zuallererst, du hast die Tendenz, hier viele verschiedene Themen miteinander zu vermischen. Araber in Israel haben ganz klar dieselben Rechte wie jeder Bürger. Diskriminierung ist in Israel illegal.

Aber offensichtlich beziehst du dich auf die Palästinenser unter der Palästinensischen Autonomiebehörde (PA). Deshalb: Ja. Sie haben das Recht, die Führer in der PA zu wählen. Unglücklicherweise ist Mahmoud Abbas im 10. Jahr seiner 4-jährigen Amtszeit. Palästinenser hätten das Recht, zu wählen, wenn die PA je eine Wahl durchführen würde, so wie das Demokratien alle Schaltjahre mal tun.

Aber abgesehen davon, ich verstehe es nicht. Du willst, dass Palästinenser autonom sind und ihren eigenen Staat haben. Trotzdem erwartest du, dass Israel ihnen das Recht gibt, die israelische Regierung zu wählen? Das wäre, als ob man von den USA erwarten würde, dass sie Kanadiern das Recht gibt, den US-Präsidenten zu wählen.

Haben Sie Zugang zu Strassen?

Was für eine Dummheit ist das denn? Zugang zu Strassen? Siehst du dieses Schild?

Dieses Schild warnt Israelis davor, eine palästinensische Strasse zu betreten. Weisst du, warum dieses Schild nötig ist? Weil jedesmal wenn ein israelisches Auto in ein palästinensisches Dorf einfährt (auch unabsichtlich), das hier geschieht.

Damit hast du offenbar kein Problem, oder?

Können sie an ihren Arbeitsplatz reisen, ohne stundenlang auf eine Passage durch eine Strassensperre der Besetzerarmee warten zu müssen?

Obwohl mir klar ist, dass dich das keinen Deut kümmert, so müssen wir trotzdem betonen, dass, bevor Israel dazu gezwungen wurde, die Palästinenser in ihrer Bewegungsfreiheit einzuschränken, mehr als 1000 israelische Zivilisten bei hunderten von Terroranschlägen starben, die auf eine maximale Anzahl Toten ausgerichtet waren, den Tod von jedem Mann, jeder Frau, oder jedem Kind, das zufällig gerade da war. Diese Terroranschläge waren, nebenbei gesagt, voll gesponsert von unserem früheren Friedenspartner Yassir Arafat.

Wenn die paar zusätzlichen Sicherheitsschritte, die dabei helfen, diese Anschläge zu stoppen, dich dermassen wütend machen, dann möchte ich dich nicht im Flughafen erleben.

Aber bezüglich der Arbeiter: Wenn sie palästinensische Arbeiter sind, die in einem durch die PA kontrollierten Bereich arbeiten, dann brauchen sie keine Strassensperre zu überqueren. Es gibt also gar keine.

Falls sie sich aber dafür entscheiden, auf der anderen Seite der „Grenze“ zu arbeiten — was zu erlauben Israel überhaupt nicht verpflichtet ist, dann gibt es offensichtlich das Bedürfnis nach einem Sicherheitscheck. Inwiefern unterscheidet sich das davon, IRGEND eine Grenze auf der Welt zu überqueren, um zu arbeiten?

Und jetzt möchte ich dir gerne ein paar Beispiele mitteilen, wie wichtig es ist, dass Palästinenser durch Sicherheitskontrollen gehen müssen, wenn sie in Israel angestellt sind.

  1. Der Terrorist, der einen Bus in Tel Aviv 2012 ausbombte, arbeitete bei McDonald’s in der Modi’in Mall.
  2. Tomer Hazan arbeitete in Bat Yam mit einem Palästinenser in einem Restaurant. Er „freundete“ sich mit ihm an, ging mit ihm zu seinem Haus, wo er entführt und ermordet wurde.
  3. Hier ist einen palästinensischen „Krankenwagen“. Auf genau diesem Krankenwagen, der versucht, über die Grenze nach Israel zu fahren, haben wir eine Frau und ein Kind, die als menschliche Schilde benutzt werden, sowie eine starke Bombe, die auf einem belebten Markt Israelis in die Luft sprengen soll.

Haben sie sauberes Trinkwasser?

Im Gegensatz zu dem, was man dich glauben gemacht hat, sind palästinensische Dörfer keine Drittwelthöllen. Und wenn sie es sind, dann nicht wegen der Israelis. Jede Nation, die soviel Geldspenden bekommt wie das palästinensische Volk sollte heute ein G8-Land sein. Aber wenn du dich dafür entscheidest, es zu verschleudern und versuchst, deine Nachbarn zu zerstören, dann ist dieses Geld nicht gut eingesetzt, oder?

Nichtsdestotrotz geschieht Kooperation. Und wenn sie stattfindet, dann schauen wir doch mal, was wir dann kriegen: Einen gemeinsamen Israelisch-Palästinensisch-Jordanischen Wasserverteilungsvertrag, der dazu gedacht ist, die Infrastruktur aufzubauen, damit jeder einzelne Haushalt frisches, sauberes Trinkwasser bekommt. Vielleicht solltest du anfangen, die positive Kooperation zwischen den Konfliktparteien zu feiern, statt sie in deinem Hass zu ignorieren oder sie als unzulässig abzuschreiben.

Haben sie Abwasseranlagen?

Selbe Vereinbarung wie oben.

Haben sie die Staatsbürgerschaft?

Zur Erinnerung: Es gab einmal eine Zeit, da erhielt jeder einzelne Araber „zwischen Fluss und Meer“ eine Chance, israelischer Bürger zu werden. Sie haben das rundheraus abgelehnt und lehnen das bis heute ab. Die Frage ist deshalb nur dumm. Es ist, als ob du wolltest, dass die Palästinenser vollständig autonom sind und ihren eigenen Staat haben, aber gleichzeitig willst du, dass sie in einem anderen Land wählen können, frei die Grenzen überqueren dürfen, selbst wenn es berechtigte Sicherheitsbedenken gibt, und Bürgerschaft in einem anderen Land haben? Stellst du diese Anforderungen an jedes Land oder nur an das Jüdische?

Haben sie das Recht, dass man ihnen nicht mitten in der Nacht die Tür eintritt und ihnen ihre Kinder wegnimmt?

Wenn du wirklich glaubst, dass die israelische Armee Türen niederreisst, weil sie nichts besseres zu tun haben, dann glaubst du offensichtlich auch, dass die Tatsache, dass diese „Kinder“ ein paar Stunden vorher versucht haben, Israelis umzubringen, unwichtig ist. Nächste Frage.

Haben sie das Recht, gegen willkürliche und unbefristete Einkerkerung Widerspruch einzulegen?

Mehr als 1200 Gefangene sind von den Israeli im guten Glauben freigelassen worden, dass das dem Friedensprozess förderlich ist. Die meisten haben Terroranschläge geplant, die kaltblütig haufenweise Leute umgebracht haben. Keiner von ihnen hat Reue gezeigt. Alle wurden durch die PA wie Helden begrüsst. Und den Kindern wird beigebracht, sie als Inspiration zu betrachten. Findest du das in Ordnung?

Haben sie das Recht, das Eigentum und die Häuser, die sie vor 1948 besassen, wieder in Besitz zu nehmen?

Haben die 800’000 Juden UND IHRE NACHFAHREN das Recht, das Eigentum und die Häuser wieder in Besitz zu nehmen, die ihnen in allen arabischen Ländern gewaltsam weggenommen wurden, bevor sie nach Israel geflüchtet sind? Wusstest du, dass die jüdische Bevölkerung in 90% aller arabischen Länder 0 beträgt?

Denkst du, es war eine gute Idee der arabischen Nationen, die Araber aufzufordern, ihre Häuser zu verlassen und aus dem Land zu flüchten, damit nur die Juden zurückbleiben und sie somit den neugeborenen Staat Israel leichter vernichten können?

Denkst du, es war eine gute Idee aller arabischen Nationen, 65 Jahre lang diskriminierende Gesetze gegen die palästinensischen Flüchtlinge zu erlassen, deren Zweck es ist, die Krise fortzuschreiben, statt sie einzugliedern, wie das in einer normalen Flüchtlingssituation der Fall wäre?

Haben sie das Recht auf ein normales, anständiges menschliches Familienleben?

Ach, um Himmels willen.

Haben sie das Recht auf Selbstbestimmung?

Wer? Araber? Haben sie das nicht?

Es kann gar nicht sein, dass du von den Palästinensern sprichst. Sei ehrlich mit dir selber. „Palästinenser“ sind Araber, die eine „Nation“ erfunden haben, die nur einem einzigen politischen Zweck dient: die Juden von ihrem Territorium zu vertreiben.

Nachdem das gesagt ist: Glaubst du, die Juden haben dieses Recht? Wenn Juden dieses Recht einfordern, dann ist es plötzlich “Zionistische Apartheid”?

Haben sie das Recht, weiterhin ein kulturelles Leben zu entwickeln, das aus alten Zeiten stammt und innig ist?

Kannst du mir bitte sagen, wessen Kulturleben in irgendwelcher Weise behindert wird?

Die Arbeiter in der Soda Stream Fabrik haben keines dieser Rechte.

Du sprichst für diese Arbeiter? Da möchte ich doch lieber die Arbeiter für sich selber sprechen lassen.


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