Exklusivinterview: „Sohn der Hamas“, der Redner, der den UNHRC schockiert hat
„Es gibt einen gewaltigen Unterschied zwischen israelischen und palästinensischen Führern“, sagt Mosab Hassan Yousef, dessen Rede im UNHRC in einem Interview mit Dr. Manfred Gerstenfeld viral geworden ist.
Dr. Manfred Gerstenfeld, 3.10.2017, Arutz Sheva
aus dem Englischen von Daniel Heiniger
„Die Hamas, die ich gut kenne, ist eine ideologische politische Organisation, die extreme Gewalt als Mittel zur Erreichung ihrer politischen Ziele betrachtet. Im 21. Jahrhundert sollte eine Person oder Gruppe, die versucht, ihre Ziele mit gewalttätigen Mitteln zu erreichen, von niemandem legitimiert werden. Nach meiner Definition ist die Hamas eine Terrororganisation.
Ich habe gesehen, wie radikal sich das Verhalten des demokratischen Israel von dem der Hamas und der Fatah unterscheidet. Die Hamas lebt noch im 7. Jahrhundert, was Europa nicht versteht. Im Laufe der Jahre habe ich erkannt, dass die Hamas aufgrund ihrer religiösen Ansichten keinen Frieden mit Israel schließen kann. Ihre Interpretation des Islam setzt voraus, dass mit Ungläubigen nur Waffenstillstände möglich sind, nicht Frieden. Ein solcher Waffenstillstand kann nicht länger als 15 Jahre dauern. Keine politische Lösung wird die Hamas auf Dauer jemals zufrieden stellen. Es geht nicht um Grenzen, sondern darum, wer an ihren Gott glaubt und wer nicht. Hamas‘ Ziel ist nicht nur Israel, sondern dass der Islam die Kontrolle über alle Ungläubigen erlangt.“
Mosab Hassan Yousef wurde 1978 in Ramallah geboren, als Sohn von Scheich Hassan Yousef, einem der Gründer der Hamas. Nach der Beteiligung an anti-israelischen Aktivitäten wurde er vom israelischen Sicherheitsdienst Shin Bet verhaftet. Als er inhaftiert wurde, beschloss er zunächst, Doppelagent zu werden. Nachdem er den gewaltigen Unterschied im Verhalten zwischen Israel und der Hamas gesehen hatte, diente er als Schlüsselagent der israelischen Sicherheitsdienste und war zehn Jahre lang in dieser Funktion tätig.
Yousefs Geschichte wird in dem Bestseller von 2010, „Sohn der Hamas, Ein packender Bericht über Terror, Verrat, politische Intrige und unvorstellbare Entscheidungen“ („Son of Hamas, A Gripping Account of Terror, Betrayal, Political Intrigue, and Unthinkable Choices„), beschrieben, der in viele Sprachen übersetzt wurde. Der Film „Der grüne Prinz“ („The Green Prince„), der seine Geschichte erzählt, wurde 2014 veröffentlicht. Yousef bekehrte sich zum Christentum und lebt heute in den Vereinigten Staaten, wo ihm 2010 Asyl gewährt wurde.
Dieses Interview wurde am 27. September 2017 geführt, zwei Tage nach der Rede von Yousef unter der Schirmherrschaft von UN-Watch beim Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen in Genf. Das Video dieser Rede wurde millionenfach angeklickt. In unserem Gespräch wiederholte er mehrere seiner Aussagen aus dem UNHRC.
In Bezug auf die Palästinensische Autonomiebehörde sagte Yousef, dass die Palästinensische Autonomiebehörde nicht vom palästinensischen Volk gewählt worden sei. Im Gegenteil, die PA hat sich selbst ernannt und war ihrem Volk gegenüber nicht rechenschaftspflichtig. Als Beweis seiner Worte wies er auf die anhaltende Verletzung der Menschenrechte durch die PA hin.
Yousef zitierte, was er über die Palästinensische Autonomiebehörde im UNHRC gesagt hatte: „Tatsächlich ist der Palästinenser und seine menschliche Entwicklung die Geringste Eurer Sorgen. Ihr entführt palästinensische Studenten vom Campus und foltert sie in ihren Gefängnissen. Ihr foltert Eure politischen Rivalen. Das Leid des palästinensischen Volkes ist das Ergebnis Eurer egoistischen politischen Interessen. Ihr seid der größte Feind des palästinensischen Volkes.“
Yousef bemerkte: „Ich habe oft gesagt, dass die Israelis sich mehr um die Palästinenser kümmern als die Führung der Fatah oder Hamas“, und fügte hinzu: „Ich glaube nicht, dass der gewalttätige palästinensische Kampf gerechtfertigt ist.“
Bei einem weiteren Treffen in der Schweiz wies er darauf hin, dass weder die Hamas noch Abbas ein Interesse an einer Beendigung des Konflikts hätten, da er ihren Organisationen weiterhin Milliardenbeträge zufließen lässt.
Über die breitere Frage des Islam sagte Yousef: „Ich wurde als Muslim geboren, es war nicht meine Wahl. Der Islam hat ein ehrgeiziges Dogma, das Gewalt beinhaltet. Mit dieser Gewalt bin ich völlig anderer Meinung. Mord im Namen Allahs ist ein größeres islamisches Problem, das die westlichen Gesellschaften nicht ausreichend erkennen. Die westliche Political Correctness ist dem islamischen Terror förderlich. Ich möchte nicht, dass der Islam zusammenbricht, sondern ich lehne Gewalt in der heutigen Zeit ab. Ich glaube, dass eine neue Generation von Muslimen dazu erzogen werden muss, Liebe statt Hass zu lernen.
Das palästinensische Volk ist sehr müde. Es ist an der Zeit, dass das palästinensische Volk endlich einsieht, dass Israel eine Realität ist und zu seiner Sicherheit in der Region keine Kompromisse geschlossen werden können.
Ich beschloss, mich zum Christentum zu bekehren, einer Religion, die von den Muslimen negativ gesehen wird. Das Christentum half mir, den Nächsten zu lieben. Israel und der Westen lieben das Leben, Hamas und Fatah verherrlichen den Tod. Auch deshalb ist es so schwierig, zu verhandeln. Wie findet man ein gemeinsames Interesse, wenn man von so unterschiedlichen Wertesystemen herkommt?
Zum Frieden zwischen Israel und den Palästinensern sagt Yousef: „Das palästinensische Volk ist sehr müde. Es wurde von palästinensischen Führern mit falschen Hoffnungen auf Staatsgrenzen, Unabhängigkeit und Selbstbestimmung in die Irre geführt. Es ist an der Zeit, dass das palästinensische Volk endlich einsieht, dass Israel eine Realität ist und zu seiner Sicherheit in der Region keine Kompromisse geschlossen werden können.
Palästinenser müssen anfangen, über Prioritäten nachzudenken. Ist ein politisches Ziel wirklich ihre wichtigste Priorität? Wenn sie sich entscheiden, sich von ihrer Führung täuschen zu lassen, wird ihr Schicksal weiterhin Leiden, Schmerz und Elend sein. Die Prioritäten können auch unpolitisch sein: Entwicklung ihrer Wirtschaft, arbeiten für eine bessere Bildung, Stärkung der individuellen Rechte, Verbesserung der Gesundheitsfürsorge und Verbesserung der Infrastruktur. Dazu müsste das palästinensische Volk pro-aktiv werden.
„Dann können Israel und der Rest der Welt ihnen helfen, ihre Städte und Dörfer zu verbessern. Damit könnten sie nicht nur eine solide Wirtschaft und verbesserte medizinische Einrichtungen aufbauen. Sie würde es auch dem palästinensischen Volk ermöglichen, Brücken zur Welt zu schlagen. Dies scheinen mir viel bessere Prioritäten zu sein, als die Verfolgung von ausgefallenen politischen Zielen korrupter Politiker, die sich nicht um das Schicksal ihres Volkes kümmern.“
Auf die Frage, ob er eine Bewegung formen wird, lachte Yousef und sagte: „Ich denke nicht daran, eine Bewegung zu starten, und ich gehöre auch keiner Organisation an. Ich bin eine Person, die niemanden vertritt. Ich spreche also in eigener Autorität, die auf meinen eigenen Erfahrungen beruht.
„Und wenn du fragst, was mein Hauptforum ist: Hauptsächlich meine Träume. Die gesamte Existenz eines Menschen ist nur ein individueller Traum.“
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