Wenn Lippenbekenntnisse tödlich sind
Die UNO gab nur Lippenbekenntnisse zum Holocaust ab und ignorierte dabei die Tatsache, dass Juden derzeit von der Hamas als Geiseln gehalten werden – einige von UNRWA-Mitarbeitern entführt oder festgehalten, andere in UNO-Einrichtungen. Wäre es nicht so makaber, wäre es ironisch. Meinung.
Sarah Lehmann, 5. Februar 2025, Israel National News.org
aus dem Englischen von Daniel Heiniger

Antonio Guterrez spricht in der UNO (Bildquelle: Wikimedia Commons)
Am vergangenen Montag, dem 27. Januar, nahm ich zum vierten Mal in zwei Jahren an einer Veranstaltung der Vereinten Nationen zum Gedenken an ermordete Juden teil. Zwei Veranstaltungen gedachten der Opfer des Holocaust am Internationalen Holocaust-Gedenktag und zwei Veranstaltungen erinnerten an die Opfer des 7. Oktober.
Bei der Gedenkveranstaltung zum Holocaust vor der UNO-Ausstellung „Auschwitz, ein Ort auf Erden“ verwies Israels UNO-Botschafter Danny Danon in seinen Ausführungen auf die beiden Gräueltaten. „Die Lehren aus dem Holocaust sind nicht nur historisch“, sagte Botschafter Danon. „Wir haben hier Familien von Geiseln.“
Es war ein offensichtliches Thema, das anderen Rednern, die im Saal der UNO-Generalversammlung sprachen, irgendwie nicht so offensichtlich war. Während UNO-Generalsekretär Antonio Guterres in seinen Ausführungen den 7. Oktober erwähnte, vermied er jede direkte Erwähnung der Hamas, geschweige denn eine Verurteilung.
Dieses eklatante Versäumnis war umso auffälliger, wenn man die öffentliche Enthüllung bedenkt, dass freigelassene Geiseln in UNO-Schutzräumen in Gaza festgehalten wurden, die eigentlich für Zivilisten gedacht waren. Statt diesen Skandal anzuprangern, blieb Guterres auf sicherem Terrain und erinnerte an die Gräueltaten der Nazis vor achtzig Jahren.
Philemon Yang, Präsident der 79. Session der UNO-Generalversammlung, warnte vor zunehmendem Antisemitismus und Holocaust-Leugnung und stellte zu Recht fest, dass „der Holocaust nicht in den Gaskammern begann“. Aber er vermied den Kontext, der solche Mahnungen konkret macht oder zu pragmatischen Vorsichtsmaßnahmen führt. Vage Reden über ein Wiederaufleben des Antisemitismus, ohne mit dem Finger auf die Täter zu zeigen – Iran, Hamas, Hisbollah und ihre wachsende Zahl antiisraelischer Kohorten weltweit – verschärfen die Folgen leerer Plattitüden.
Ein typisches Beispiel: Während UNO-Vertreter vom UNO-Podium aus des Holocaust gedachten, musste der Minister für Diaspora-Angelegenheiten, Amichai Chikli, seinen geplanten Besuch in Brüssel, um an den Veranstaltungen zum Internationalen Holocaust-Gedenktag im Europäischen Parlament teilzunehmen, absagen. Auslöser war eine Warnung des israelischen Geheimdienstes.
Chikli sagte die Reise offenbar ab, weil er befürchtete, dass antiisraelische Gruppen einen Haftbefehl gegen ihn beantragen und ihm diplomatische Immunität verweigert würde. Die Veranstaltung im Europäischen Parlament trug den Titel „Nie wieder? Indoktrination von Judenhass: Was hat sich in 80 Jahren geändert?“.
Ironischer geht es nicht. Gefährlicher geht es auch nicht.
Dieses Beispiel für die Normalisierung des Judenhasses ist nicht auf Europa beschränkt. Am Tag nach dem Holocaust-Gedenktag stimmten die Demokraten im Senat unter Führung des Minderheitsführers Chuck Schumer für eine Blockade eines von den Republikanern eingebrachten Gesetzentwurfs, der darauf abzielte, Beamte des Internationalen Strafgerichtshofs zu sanktionieren. Mit Ausnahme von Senator John Fetterman haben die Demokraten die israelischen Führer im Wesentlichen mit der Hamas gleichgesetzt. Schumer rechtfertigte diesen Schritt mit der Behauptung, die Gesetzgebung müsse geringfügig geändert werden.
Die Abstimmung scheint mit einer alarmierenden Umfrage von Harvard CAPS/Harris übereinzustimmen, die letzte Woche ergab, dass 21 Prozent der amerikanischen Wähler sagen, sie würden die Hamas gegenüber Israel präferieren. Die Unterstützung für die Hamas war unter den Demokraten höher und am höchsten in der Altersgruppe der 25- bis 34-Jährigen, von denen fast ein Drittel sagte, sie würden die Terroristen gegenüber Israel präferieren.
Vertreter der UNO und anderswo manifestieren diesen beängstigenden Trend, indem sie für die ermordeten Juden, die während des Holocaust oder am 7. Oktober getötet wurden, Lippenbekenntnisse abgeben und versprechen, zukünftige Gräueltaten zu verhindern, ohne irgendwelche konkreten Absichten, dies zu tun. UNO-Vertreter haben am Montag wiederholt den Holocaust als das schlimmste Verbrechen gegen die Menschlichkeit und als Anstoß für die Gründung der UNO selbst bezeichnet. Das Nachplappern von „Nie wieder“ ist jedoch nur dann sinnvoll, wenn es die praktische Umsetzung vorantreibt.
Tatsächlich gab Guterres an, „zutiefst besorgt“ zu sein, und forderte die israelischen Sicherheitskräfte auf, während einer kürzlichen israelischen Militäroperation in Dschenin, bei der die israelischen Streitkräfte versuchten, Terroristen zu vertreiben, „maximale Zurückhaltung“ zu üben. Und Philippe Lazzarini, der Generalkommissar des UNRWA, verurteilte „den unerbittlichen Angriff auf das UNRWA“ und Israels Verbot der Organisation, deren Mitarbeiter nachweislich am Massaker vom 7. Oktober beteiligt waren. Und das, obwohl er genau wusste, dass das UNRWA an der Geiselnahme in seinen Einrichtungen beteiligt war.
Diese Art von Rhetorik, die bei den Vereinten Nationen zur Norm geworden ist, insbesondere nach dem 7. Oktober, macht Äußerungen über den Holocaust zu einer Farce. Besonders von Guterres, der über den 7. Oktober infamerweise sagte: „Es ist wichtig, auch anzuerkennen, dass die Angriffe der Hamas nicht im luftleeren Raum stattfanden“, was impliziert, dass Israel es verdient habe.
Deshalb wartet Israel ungeduldig auf die Ankunft von Elise Stefanik, der von Präsident Trump für die UNO-Botschafterin nominierten Abgeordneten. Stefanik führte im vergangenen Jahr während der Kongressanhörungen zum Thema Antisemitismus die Anklage, die die Entlassung von Universitätsleitern erzwang. Als sie bei ihrer Bestätigungsanhörung zu Israel befragt wurde, sagte sie: „Wenn man sich die antisemitische Fäulnis innerhalb der Vereinten Nationen ansieht, gibt es mehr Resolutionen, die sich gegen Israel richten, als gegen jedes andere Land und jede andere Krise zusammen.“
Stefanik erinnerte an UNO-Botschafter Daniel Patrick Moynihan, der die „schändliche“ UNO-Resolution von 1975 verurteilte, in der Zionismus als Rassismus definiert wurde, und erklärte: „Dies ist die Art von Führung, die ich zu bringen hoffe, wenn ich in die Vereinten Nationen bestätigt werde.“
Das Gleiche gilt für Außenminister Marco Rubio, Gouverneur Mike Huckabee, der zum amerikanischen Botschafter in Israel ernannt wurde, und Verteidigungsminister Pete Hegseth. In seinen Anhörungen zu seiner Bestätigung sagte Hegseth nachdrücklich: „Ich unterstütze Israel dabei, jedes einzelne Mitglied der Hamas zu vernichten und zu töten.“
Präsident Trump selbst erließ eine Executive Order zum Rückzug aus der UNWRA und eine weitere, die sich auf die sinnvolle Bekämpfung des Antisemitismus konzentriert, indem er versucht, „alle Bundesressourcen zu mobilisieren“. Dies verleiht dem Kampf, „die Explosion des Antisemitismus auf unseren Campus und in unseren Straßen seit dem 7. Oktober 2023 zu bekämpfen“, Nachdruck. Um diese Mission zu erfüllen, hat das US-Justizministerium eine behördenübergreifende Task Force zur Bekämpfung des Antisemitismus gebildet, deren oberste Priorität die Bekämpfung des Antisemitismus in Schulen und auf Universitätsgeländen ist.
In unserer heutigen Welt, in der pro-Hamas-Demonstranten Israel des „Völkermords“ beschuldigen, während sie amerikanische Flaggen herunterreißen, wissen diese Führer, wie wichtig es ist, kein Blatt vor den Mund zu nehmen. Präsident Trump, dessen Direktheit lange Zeit als Belastung gebrandmarkt wurde, wird nun von den Staats- und Regierungschefs der Welt beachtet.
In seiner Rede letzte Woche sagte Botschafter Danon: „Erinnerungen sind nicht selbsterhaltend.“ Und er hat recht. Um Erinnerungen zu erhalten, muss ihre Wahrheit ausgesprochen werden. Nur dann können ihre Lehren angewendet werden.
Sara Lehmann ist eine preisgekrönte Kolumnistin und Interviewerin aus New York. Weitere ihrer Texte finden Sie unter saralehmann.com.
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