Warum Deutschland erneut eine Bedrohung für den Westen ist
Nikolaas De Jong, 25.6.2017, American Thinker
In den Mainstream-Medien wird die Politik der deutschen Ministerpräsidentin Angela Merkel oft als eine Form der Sühne für die vergangenen Sünden des Imperialismus und des Völkermordes in Deutschland dargestellt. Das Aufnehmen einer Million Flüchtlinge ist vermutlich die absolute Negation des Holocaust, und der Druck auf weitere europäische Kooperation gilt als Gegenteil von den alten Versuchen Deutschlands, das übrige Europa unter Kontrolle zu bringen. Und aus diesen exakten Gründen schauen nun progressive Politiker und Intellektuelle rund um die Welt auf zu Merkel als der Verteidigerin pluralistischer westlicher Werte.
Auf den ersten Blick scheint dieses Lob für Merkel nicht so weit hergeholt zu sein, selbst für Konservative, die ihre Politik grundsätzlich ablehnen. Immerhin handelt sie aus echtem guten Willen und Wohltätigkeit gegenüber den Unterdrückten des Nahen Ostens, nicht wahr? Und vielleicht sind wir nicht einverstanden mit der Machbarkeit und den Konsequenzen der weiteren europäischen Integration, aber angesichts der blutigen Vergangenheit Europas scheint es vollkommen verständlich zu sein, dass die deutsche Ministerpräsidentin mehr Harmonie zwischen den europäischen Nationen fordert.
Dennoch ist es wichtig, darauf hinzuweisen, dass das populäre Bild sowohl der Angela Merkel als auch des modernen Deutschlands zutiefst fehlerhaft ist. Denn weit davon entfernt, eine Negation – oder einen fehlgeleiteten Versuch einer Negation – von früherer deutscher Politik und Haltung zu vermitteln, ist die moderne deutsche Mentalität in vieler Hinsicht eine Mutation oder eine Neuauflage derselben Mentalität, die Deutschland seit dem achtzehnten Jahrhundert geleitet hat, und besonders seit der Vereinigung des Landes im Jahre 1870.
Lassen Sie uns mit der offensichtlichen Parallele beginnen: Deutsche Unterstützung für weitere europäische Integration. Trotz allem deutschen Gerede über die Unterordnung von engstirnigen nationalen Interessen unter das europäische Projekt werden sorgfältige Beobachter sicherlich bemerkt haben, dass die Deutschen sich immer als Führer dieses uneigennützigen Projektes sehen und dass die für die weitere europäische Zusammenarbeit notwendigen Maßnahmen immer von Deutschen gemacht zu werden scheinen.
Sind die Deutschen wirklich so idealistische Unterstützer des europäischen Projekts? Es ist wahrscheinlicher, dass sie in Wirklichkeit die Europäische Union als ideales Instrument zur Kontrolle des restlichen Europas sehen. In der Tat, im Jahr 1997 schrieb der britische Autor John Laughland ein Buch über dieses Thema, „Die verschmutzte Quelle: die undemokratischen Ursprünge der europäischen Idee“ („The Tainted Source: the Undemocratic Origins of the European Idea„), das immer noch lesenswert ist für jeden, der verstehen will, welche Art von Organisation die EU tatsächlich ist. Laut Laughland sind die Deutschen so große Unterstützer des europäischen Ideals, weil sie wissen, dass alle wichtigen Entscheidungen in einem Staatenbund letztlich nur von oder mit der Zustimmung des bedeutendsten Staates – in diesem Fall Deutschland – getroffen werden können.
So gibt es bei näherer Betrachtung eine starke Kontinuität zwischen der Außenpolitik von Wilhelm II., Hitler und Merkel. Und diese Kontinuität lässt sich leicht erklären, indem man Deutschlands Position innerhalb Europas betrachtet. Einerseits ist Deutschland das stärkste und größte Land Europas, aber andererseits ist es nicht stark oder groß genug, um das übrige Europa automatisch zu beherrschen. Infolgedessen stand das Land seit der deutschen Wiedervereinigung im Jahre 1870 vor der Wahl, entweder seine Wünsche denjenigen des übrigen Europas zu unterwerfen – was immer eher demütigend erschien – oder die Eroberung Europas zu versuchen, um sicherzustellen, dass die Wünsche Deutschlands immer vorherrschen würden. Überraschenderweise haben die Deutschen konsequent den zweiten Kurs gewählt, und beide Weltkriege waren Versuche, das restliche Europa dauerhaft unter deutsche Kontrolle zu bringen.
Die prominentesten außenpolitischen Entscheidungen von Merkel können auch als Versuche interpretiert werden, die deutsche Dominanz in Europa auszuweiten. Während der Flüchtlingskrise versuchte Deutschland, die osteuropäischen Länder zu zwingen, Flüchtlinge aufzunehmen, nicht nur weil Merkel die Belastung ihres eigenen Landes reduzieren wollte, sondern auch weil es ein idealer Weg war, um herauszufinden, inwieweit Deutschland seinen Willen den neuen und unabhängigen osteuropäischen Mitgliedern der EU auferlegen könnte. Ein weiteres Beispiel für den neuen deutschen Versuch, die Politik des übrigen Europas zu diktieren, ist die griechische Bankenkrise. Was auch immer die beträchtlichen ökonomischen Fehler aufeinanderfolgender griechischer Regierungen im Laufe der Jahre gewesen waren, es ist unbestreitbar, dass das ultimative Ziel hinter Deutschlands harten Forderungen an die Griechen die Ausweitung des deutschen wirtschaftlichen Einflusses auf andere EU-Mitglieder war.
Allerdings ist das Erschreckendste, dass die Parallelen zwischen Merkels Mentalität und dem ihrer autoritären Vorgänger tiefer gehen als bloße Geopolitik. Denn die philosophischen Voraussetzungen, die der modernen deutschen Politik zugrunde liegen, sind auch zumindest teilweise denen ähnlich, die Deutschland in beiden Weltkriegen motivierten.
Zunächst haben Merkels Ideen über Einwanderung und europäische Integration einen ausgesprochen utopischen Charakter, ein Echo der alten Obsession mit dem Bau einer Neuen Weltordnung, die sowohl Hitler als auch die deutschen Führer im Ersten Weltkrieg motivierte. Merkel träumt von einer Gesellschaft, in der Einwanderer und Eingeborene zusammen eine Art von idealer neuer Welt aufbauen werden, gegen die Selbstsucht und den Materialismus, der bisher westliche Gesellschaften charakterisiert hat. Auch Merkels Haltung hat einen starken emotionalistischen Unterton, der seit Immanuel Kant ein Merkmal der deutschen Philosophie ist. Die Deutschen verhöhnten oft den kalten Rationalismus der Franzosen und die Geldbesessenheit der Amerikaner und Briten, im Gegensatz zu ihrer eigenen Betonung auf das innere Wirken der Seele, die Liebe zum Vaterland und so weiter. Nun, die Deutschen verurteilen die Regierungen anderer Länder, besonders von Amerika, weil sie den deutschen Optimismus über Masseneinwanderung nicht zu teilen scheinen und sich nur um harte Fakten kümmern.
Eine weitere Parallele zur alten deutschen Ideologie ist die kollektivistische Belastung in Merkels multikulturellem Projekt. Die deutsche Regierung scheint anzunehmen, dass die Rechte der deutschen Staatsbürger immer denjenigen der Einwanderer der Dritten Welt untergeordnet werden müssen, was letztlich einfach bedeutet, dass die individuellen Rechte dem, was der Staat will, untergeordnet sind. Neben dem Emotionalismus ist auch der Kollektivismus seit dem achtzehnten Jahrhundert ein wichtiges Merkmal der deutschen Ideologie, noch einmal im Gegensatz zum „atomaren“ Individualismus des klassischen Liberalismus, der in den Vereinigten Staaten, England und Frankreich herrschte. Als die Deutschen von Freiheit sprachen, meinten sie nicht individuelle Freiheit im konventionellen Sinne, sondern vielmehr das Glück der Bürger, in einem Land zu leben, das effizient von einem allmächtigen Staat regiert wird. Das ist auch das, was Merkel und vermutlich ihre amerikanischen und europäischen Unterstützer meinen, wenn sie von Freiheit reden.
Zum Schluss: weit davon entfernt, Verteidiger der westlichen Werte wie individuelle Freiheit und individuelle Rechte zu sein, agiert das moderne Deutschland auf sehr deutsche Weise. Nach einer Anpassungsperiode von einigen Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg, in der das Land für seine bisherigen Untaten sühnen und ruhig bleiben musste, versucht Deutschland erneut, seine Herrschaft und eine neue Form seiner bösartigen Ideologie über Europa und den Westen zu verhängen. Es ist von entscheidender Bedeutung, dass wir alle Merkels Politik für das, was sie ist, erkennen und entschiedene Maßnahmen ergreifen, um sie zu stoppen.
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