Antisemitismus ist eine Verschwörungstheorie gegen Meritokratie
Daniel Greenfield, 14.3.2021, danielgreenfield.org
aus dem Englischen von Daniel Heiniger
Letzte Woche hat mich das Gross Family Center für das Studium des Antisemitismus und des Holocaust freundlich eingeladen, vor ihrem Publikum zu sprechen. Ich habe mit ihnen über den sozialistischen Antisemitismus und den Krieg gegen die Meritokratie gesprochen, warum die Feinde der Meritokratie auch die Feinde der Juden sind und warum wir Antisemitismus zulassen, wenn Juden gegen die Meritokratie sind.
Hier ist das Video der Rede zusammen mit einigen wichtigen Punkten.
Um zu verstehen, woher der neue Antisemitismus gekommen ist, ist es wichtig, zu untersuchen, wie die Ursprünge des modernen Antisemitismus die Juden von den Unterdrückten zu den Unterdrückern umdefiniert haben.
Und das geschah nicht 1948. Es geschah nicht im Sechs-Tage-Krieg.
Der neue Antisemitismus definiert Juden als Unterdrücker um. Die Neudefinition von Juden als Unterdrücker geht jedoch auf eine Zeit vor der Wiedergeburt des Staates Israel zurück, in der Juden kaum Rechte hatten und die wenigen Rechte, die sie hatten, unter Beschuss standen.
„Jede Regierung, die auf gute Moral achtet, sollte die Juden unterdrücken“, schrieb Pierre Leroux, der den Begriff „Sozialismus“ geprägt hatte. „Wenn wir von Juden sprechen, meinen wir den jüdischen Geist, den Geist des Profits, der Klarheit, des Gewinns, den Geist des Unternehmertums.“
Der amerikanische Sozialismus führt seine ideologische Abstammung auf Charles Fourier zurück, einen französischen sozialistischen Fanatiker, der befürchtete, Juden seien die Verkörperung des Kapitalismus, „Parasiten, Kaufleute, Wucherer“ und die „Inkarnation des Kommerzes: parasitär, betrügerisch, verräterisch und unproduktiv“.
„Welches ist der weltliche Kultus des Juden? Der Schacher. Welches ist sein weltlicher Gott? Das Geld. Das Geld ist der eifrige Gott Israels, vor welchem kein andrer Gott bestehen darf“, schimpfte Karl Marx. „Der Gott der Juden hat sich verweltlicht, er ist zum Weltgott geworden.“
Die Emanzipation der Juden bedeutete, dass sie frei waren, Karriere zu machen, Geschäfte zu machen und ihr Bestes zu geben, um erfolgreich zu sein.
Und genau das war das Problem. Die Juden machten sich auf den Weg in die Mittelklasse. Und die Leute, die gegen eine Mittelklasse waren, sahen die Juden als ihren spaltenden Faktor.
Um einen Begriff zu verwenden, der heute unter Beschuss steht: Es ging um Meritokratie.
Der Erfolg der Juden war der beste Beweis dafür, dass Meritokratie funktioniert. Die Juden waren ein gutes Argument für Gleichheit. Aber wenn Sie beispielsweise Karl Marx wären, dann wollten Sie kein gutes Argument für Gleichheit. Sie wollten ein gutes Argument gegen eine offene Gesellschaft, die Gleichheit schafft. Und das war Antisemitismus.
Wenn es Juden erlaubt war, in den Wettbewerb einzutreten, dann waren sie auch in feindlichen Ländern und Gesellschaften erfolgreich.
Die Apologeten für den neuen Antisemitismus argumentieren, dass es eine Trennlinie zur Vergangenheit gibt, als Juden unterdrückte, machtlose Opfer waren.
Sie ziehen diese Grenze in den wenigen Jahren zwischen dem Ende des Holocaust und der Wiedergeburt Israels.
1945 waren die Juden immer noch machtlose Opfer, doch drei Jahre später, 1948, wurden wir plötzlich die Unterdrücker.
Laut den Antizionisten wurden Juden in drei Jahren von guten Opfern zu schlechten Unterdrückern.
In 3 Jahren schafften wir es irgendwie vom unverdienten Antisemitismus zum verdienten Antisemitismus.
Es gibt keinen Punkt, an dem die Juden von guten Opfern zu schlechten Unterdrückern wurden.
Was in Israel geschah, war, dass jüdische Landwirtschaft und Unternehmen die muslimische Landwirtschaft und Unternehmen übertrafen, was Pogrome und Massaker auslöste.
Als die Juden aufstanden und ihr eigenes Land gründeten, sandten muslimische Nationen Armeen, um sie ins Meer zurück zu werfen. Den Juden mangelte es an militärischer Grundausrüstung, und sie hielten in kleinen Siedlungen die Stellung gegen Angriffe durch Artillerie und gepanzerte Fahrzeuge.
Die Juden gewannen ihren Unabhängigkeitskrieg gegen zahlenmässige Überlegenheit und überlegene Feuerkraft.
Die geringe Anzahl von Juden in diesem überdurchschnittlichen Land, einige Holocaust-Überlebende direkt vom Schiff mit Zahlen auf den Armen und rostigen Gewehren, die kaum funktionierten, hielt stand. In kurzer Zeit bauten sie ein Militär auf, das zum Neid der Welt wurde. Und sie haben Krieg um Krieg gewonnen.
Und genau wie ihre Großeltern in Europa und Russland, die von hungernden Bauern zu Ärzten und Kleinunternehmern wurden, wurden sie zu Unterdrückern.
Einige Leute nennen dies den neuen Antisemitismus. Doch er ist nicht neu. Es ist genau der gleiche Antisemitismus.
August Bebel sagte: „Antisemitismus ist der Sozialismus der Narren.“ Es ist, genauer gesagt, der Sozialismus der Verlierer.
Antisemitismus war schon immer eine Ideologie von Verlierern, von Bewegungen und Gruppen, die Angst vor Wettbewerb haben und vor einer freien Gesellschaft, und die die Juden als Argument gegen eine freie Gesellschaft benutzen.
Jüdischer Außenseitererfolg in Amerika, in Europa oder in Israel beruhte darauf, in den Wettbewerb treten und gewinnen zu können. Juden fühlen sich jedoch zu einer Politik hingezogen, die die Gesellschaft verändern würde, um es Juden zu verunmöglichen, sich zu behaupten.
Juden sind sowohl der beste Beweis für Meritokratie als auch ihre größten Gegner.
Wenn Meritokratie real ist, gibt es verdienten jüdischen Erfolg. Wenn sie es nicht ist, wenn Meritokratie ein Mythos, eine Lüge, ein Weg ist, den Zauberer hinter dem Vorhang zu verstecken, dann sind die Juden schlechte Menschen.
Und wahrscheinlich sind die Juden auch die Zauberer hinter dem Vorhang.
Wenn Sie glauben, dass Meritokratie ungerecht ist, gibt es keine wirkliche Verteidigung gegen Antisemitismus.
Die Juden sind nur das einfachste Ziel, wenn man eine freie Gesellschaft angreifen will. Antisemitische Verschwörungstheorien sind eine gute Möglichkeit, zu argumentieren, dass die Gesellschaft unfair ist, dass sie manipuliert ist, denn wenn sie nicht manipuliert ist, wie erklären Sie dann den jüdischen Erfolg?
Zu viele amerikanische Juden konzentrieren sich auf den Holocaust, weil sie behaupten wollen, Opfer zu sein.
Doch das ist der falsche Grund, um an den Holocaust zu erinnern. Der Holocaust ist kein Denkmal für jüdische Schwäche, sondern für jüdische Stärke.
Wenn Juden unsere moralische Autorität auf Opfer stützen, müssen wir immer wieder neue Opfer in der Bank deponieren, um zu überleben.
Wenn wir nur das Recht haben, uns zu verteidigen, wenn wir verlieren, wenn unsere Rechte nur wichtig sind, wenn wir zusammengeschlagen werden, dann stecken wir in diesem Zustand des Sadomasochismus fest, in dem wir Prügel einstecken müssen, um unser Überleben zu rechtfertigen.
Raketen müssen auf Jerusalem und Tel Aviv fallen, bevor Israel etwas gegen die Hamas unternehmen darf.
Juden müssen mehrmals geschlagen und erschossen werden, bevor wir über Antisemitismus sprechen können.
Wenn jüdische moralische Autorität vom Verlieren abhängt, dann müssen wir verlieren, um Rechte zu haben. Doch genau das passiert, wenn Sie glauben, dass die einzigen Menschen, deren Rechte Relevanz haben, Opfer sind.
Solange Juden glauben, dass unsere moralische Autorität vom Verlieren herrührt, werden wir uns für das Gewinnen schuldig fühlen und uns nur dann gut fühlen, wenn wir verlieren. Wenn unsere moralische Autorität vom Opfer-Sein herrührt, müssen wir vorbildliche Opfer sein oder akzeptieren, dass wir Antisemitismus verdienen, dass wir es verdienen, gehasst zu werden.
Und wenn wir nur durch Gewinnen verlieren und nur durch Verlieren gewinnen können, dann haben wir das Spiel gegen uns selbst manipuliert.
Antisemitismus ist eine Reaktion darauf, dass Juden gedeihen und Erfolg haben, sei es im mittelalterlichen Ghetto oder in Israel.
Die einzigartige Beharrlichkeit des Antisemitismus ist eine Reaktion auf die einzigartige Beharrlichkeit der Juden.
Israels Geschichte ist kein neues Phänomen, sondern sie ist die Geschichte des Antisemitismus im Laufe der Zeit.
Der neue Antisemitismus basiert auf der Idee, dass Juden böse sind, weil wir Erfolg haben. Aber wenn gute Menschen zu sein bedeutet, zu glauben, dass die Gesellschaft ungerecht ist, dass unser Erfolg unverdient ist und dass wir uns schlecht fühlen sollten, dann pflanzen wir Ausreden für Antisemitismus in unsere eigene Psyche.
Deshalb ist der größte Kampf gegen Antisemitismus nicht da draußen, sondern hier drin.
Wenn wir den Antisemitismus besiegen wollen, müssen wir aufhören, uns zu entschuldigen.
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