#MeToo in der Moschee
Giulio Meotti, 23.2.2018, Gatestone Institute
aus dem Englischen von Daniel Heiniger
- „Während die tapferen iranischen Frauen gegen die Hijab-Gesetze protestierten, feierten westliche Feministinnen den Hijab“. — Rita Panahi, Herald Sun, Australien.
- Statt die islamistische Diskriminierung von Frauen zu feiern sollte der Westen ein #MeToo in der Moschee propagieren, die Idee einer Ägypterin, Mona Eltahawi. Sie möchte das Problem der Vergewaltigung und des sexuellen Missbrauchs von muslimischen Frauen während der Hadsch-Pilgerreise nach Mekka ansprechen.
- Werden westliche Befürworterinnen von Frauenrechten auch für die Rechte muslimischer Frauen eintreten, oder werden sie im Namen des „Multikulturalismus“ weiterhin diejenigen beschwichtigen, die sie stattdessen verfolgen?
Während der Marsch für Frauenrechte in Washington dieses Jahr unter dem Banner von #MeToo gegen sexuelle Belästigung stattfand, gingen im Iran Dutzende von Frauen auf die Straße, um gegen Theokratie und das zwingende Tragen des Hidschab zu protestieren. Die iranischen Frauen haben weiße Fahnen geschwenkt, um gegen die obligatorische Schleierpflicht der Mullahs zu kämpfen. Doch die weiße Fahne war keine Kapitulation, sondern sie war offenbar ein Symbol für westliche Feministinnen. Wie die Australierin Rita Panahi schrieb, „während die tapferen iranischen Frauen gegen Hidschab-Gesetze protestierten, feierten westliche Feministinnen den Hidschab „.
Am 1. Februar wurden viele dieser iranischen Frauen verhaftet, weil sie keinen Hidschab trugen. An diesem Tag wurde im Westen der Welt-Hidschab-Tag gefeiert, und westliche Appeaser feierten den Schleier. Sogar die britische Premierministerin Theresa May unterstützte die Behauptung, dass Frauen „frei“ sein sollten, den Hidschab zu tragen. Wenige Tage später entschied sich das amerikanische Kaufhaus Macy’s, den Hidschab als modisches Kleidungsstück zu verkaufen. Leider sind Frauen in einigen islamischen Ländern nicht „frei“, den Schleier zu tragen; sie sind gezwungen, den Schleier zu tragen, wie uns die Verhaftungen im Iran zeigen.
Statt die islamistische Diskriminierung von Frauen zu feiern sollte der Westen ein #MeToo in der Moschee propagieren – die Idee einer Ägypterin, Mona Eltahawi. Sie möchte das Problem der Vergewaltigung und des sexuellen Missbrauchs von muslimischen Frauen während der Hadsch-Pilgerreise nach Mekka ansprechen.
Seyran Ates, eine deutsch-türkische Frau, eröffnete kürzlich in Berlin die erste Moschee, in der unverschleierte Frauen und Schwule willkommen sind. Ihre Entscheidung war eher mutiger als ein Twitter-Hashtag. Ates wurde sofort mit Morddrohungen überschwemmt und musste unter Polizeischutz gestellt werden.
Der französische Philosoph Alain Finkielkraut nannte kürzlich Feministinnen „unehrliche Mitspielerinnen„, die nicht zugeben wollen, dass sie das Spiel gewonnen haben. Im Westen ist das feministische Abenteuer größtenteils vorbei: Frauen haben die meisten ihrer Rechte erobert und sich Respekt verdient.
Es wäre jetzt geschickt, wenn Feministinnen ihren Kampf nicht zu einer grotesken Karikatur werden lassen, indem sie „sexistische“ Gedichte und Kunst verbieten. Dies ist bereits in einem Museum in Manchester und einer Schule in Berlin geschehen. Der westliche Feminismus hingegen könnte sich erneuern und veredeln, indem er sich des verzweifelten Kampfes vieler muslimischer Frauen annimmt: Nigerianische Mädchen, die von Boko Haram entführt wurden; Jessiden-Frauen, die von ISIS sexuell versklavt wurden; indonesische Frauen, die wegen „Ehebruchs“ gepeitscht wurden; Frauen, die gefangen genommen und als Sklavinnen verkauft wurden; Mädchen, die einer weiblichen Genitalverstümmelung (FGM) unterworfen wurden; Mädchen, die noch als Kinder an Männer verheiratet wurden, die sie nicht einmal kennen; und Mädchen im Iran, die jetzt im Gefängnis sitzen – und möglicherweise gefoltert und vergewaltigt werden – weil sie ihren Schleier abgelegt haben.
Nehmen wir die drei europäischen Länder, die die größten muslimischen Gemeinden beherbergen: Großbritannien, Deutschland und Frankreich. In Großbritannien wird jede Stunde ein neuer Fall von weiblicher Genitalverstümmelung (FGM) entweder entdeckt oder behandelt, so die Statistik des National Health Service. In Deutschland hat eine Nichtregierungsorganisation, Terre des Femmes, erklärt, dass 13.000 minderjährige Mädchen, die dort leben, Gefahr laufen, diese brutale Entstellung gezwungenermassen erleiden zu müssen. Vor einigen Tagen tauchten Berichte auf, wonach in den Vororten von Paris 30% der muslimischen Mädchen davon bedroht sind.
Werden westliche Befürworterinnen der Frauenrechte auch für die Rechte muslimischer Frauen eintreten, oder werden sie im Namen des „Multikulturalismus“ weiterhin diejenigen beschwichtigen, die sie stattdessen verfolgen?
Seit Jahren prangern westliche Kulturrelativisten jüdisch-christliche Werte an, weil sie „Frauen unterdrücken“, und „Progressive“ proklamieren die Pflicht, „offen zu sein“. Deshalb kämpften sie für die Ernennung weiblicher Bischöfe in die Church of England und für „egalitäre“ jüdische Gebetsgottesdienste an der Westmauer in Jerusalem. Das Paradoxe ist, dass immer, wenn es um den Islam geht, die gleichen Progressiven ihre Stimme verlieren und stumm werden.
Der westliche Feminismus muss eine strategische Entscheidung treffen. Der Westen, der stolz darauf ist, die Welt der „Inklusivität“ und der „Rechte“ zu sein, muss sich wirklich entscheiden, ob er mit muslimischen Ikonen westlicher Eliten wie Linda Sarsour, die Ayaan Hirsi Ali, Islamkritikerin und Genitalverstümmelungsopfer, wünscht, dass ihre Vagina „entfernt“ werde (was auch immer das bedeuten mag), oder sich mit den wirklichen Reformern des Islam zusammenzuschließen, die darum kämpfen, ihre Religion gegenüber Güte, Toleranz, Vernunft und Modernität zu öffnen.
Fundamentalismus oder Freiheit: Die Wahl liegt bei uns.
- Giulio Meotti, Kulturredaktor für Il Foglio, ist italienischer Journalist und Autor.
Erstveröffentlichung hier. Reproduktion mit freundlicher Genehmigung des Gatestone Instituts.
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