Yakov Faitelson, 15.9.2020, Middle East Forum
aus dem Englischen von Daniel Heiniger
Eine Demonstrantin drapiert sich in eine palästinensische Flagge, Chicago, Mai 2019. Ein übersehener Aspekt der demografischen Entwicklung im Westjordanland und im Gazastreifen ist die anhaltende palästinensische Auswanderung aus diesen Gebieten nach Europa und Nordamerika.
Am 21. Dezember 2017 wurde in Beirut die allererste offizielle Volkszählung der Palästinenser im Libanon veröffentlicht. Sie ergab, dass dort nur 174.422 Palästinenser lebten[1] und nicht bis zu 600.000, wie zuvor von politischen Instanzen einschließlich des Hilfswerks der Vereinten Nationen für Palästina-Flüchtlinge im Nahen Osten (UNRWA) geschätzt worden war.
Die Überschätzung der palästinensischen Bevölkerung ist kaum auf den Libanon beschränkt. Ähnliche Fehleinschätzungen sind auch im Westjordanland und im Gazastreifen aufgetreten, wo die israelische Zivilverwaltung, die dem Verteidigungsministerium untersteht, die demografischen Daten der Palästinensischen Autonomiebehörde für bare Münze nimmt. Solche Fehlberechnungen sind auch innerhalb Israels aufgetreten, wo die Verschiebung des demographischen Gleichgewichts in den letzten Jahrzehnten zugunsten der jüdischen Mehrheit weitgehend unbemerkt geblieben ist. Dies geht so weit, dass der Anteil der arabischen Bürger Israels bis zum Jahr 2065 wahrscheinlich von derzeit 20,9 Prozent der Gesamtbevölkerung[2] auf 15,7 Prozent sinken wird, während die Palästinenser des Westjordanlandes und des Gazastreifens nur 26,2 Prozent der Gesamtbevölkerung des Landes Israel zwischen dem Jordan und dem Mittelmeer ausmachen werden – weit entfernt von dem vorhergesagten arabisch-jüdischen Gleichstand in diesem Gebiet.
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